Merkel gibt auf

Keine „faulen Kompromisse“: Kanzlerin rechnet nicht mehr mit einer Einigung auf die deutschen Klimaziele

BERLIN ap ■ Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) räumte in einem Spiegel-Interview ein, dass sich die acht führenden Industriestaaten in Heiligendamm wohl nicht auf den deutschen Vorschlag einigen werden, den Temperaturanstieg auf der Erde bis zum Jahr 2050 auf 2 Grad zu begrenzen: „Wenn die Vereinigten Staaten sich nicht bewegen, werden andere möglicherweise auch erst mal abwarten.“ Sie rechne eher nicht mit einer Lösung schon in dieser Woche. Auf „faule Kompromisse“ werde sie sich nicht einlassen: „Über die 2 Grad kann ich nicht verhandeln.“

Den jüngsten Klima-Vorstoß Bushs, der außerhalb der Kioto-Nachfolgeverhandlungen eine Kampagne der Industriestaaten mit den Schwellenländern zur Reduzierung des Treibhausgases Kohlendioxid angekündigt hatte, betrachtet Merkel nicht als Affront gegen Deutschland. Allerdings müssten alle anderen Gesprächskreise in einen UN-Prozess münden, forderte sie: „Das ist für mich nicht verhandelbar.“

Bush reist schon Dienstagabend zum G-8-Gipfel nach Heiligendamm, wie aus Washington bestätigt wurde. Dort hieß es auch, Bush und Merkel träfen sich am Mittwoch zum Mittagessen. Ein Sprecher der Bundesregierung bestätigte lediglich, dass ein bilaterales Gespräch zwischen Bush und der Gastgeberin für Mittwoch geplant sei. Das Weiße Haus veröffentlichte auch das Programm der First Ladys. Danach besichtigt Laura Bush unter anderem das Schweriner Schloss und die Bibliothek.

Der EU-Außenbeauftragte Javier Solana erwartet in Heiligendamm trotz des Streits über die richtige Strategie einen Durchbruch beim Klimaschutz. Er sei zuversichtlich, dass wichtige Weichen gestellt würden, wird Solana in der Bild am Sonntag zitiert.

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