Mehr als 900 Verletzte in Rostock

Autonome und Polizei stören friedliche Großdemonstration vom Wochenende gewaltig

ROSTOCK epd ■ Wenige Tage vor Beginn des G-8-Gipfels haben am Samstag mehrere zehntausend Menschen in Rostock friedlich für besseren Klimaschutz und mehr Solidarität mit armen Ländern demonstriert. Am Rande der zeitweise unterbrochenen Abschlusskundgebung kam es aber zu schweren Ausschreitungen zwischen 2.000 teils vermummten Autonomen und der Polizei.

Insgesamt seien 433 Beamte verletzt worden, davon 30 schwer, teilte die Einsatzleitung der Polizei mit. 125 militante Angehörige des „Schwarzen Blocks“ seien festgenommen worden. Laut Auskunft der Veranstalter wurden rund 20 Kundgebungsteilnehmer schwer verletzt. Darüber hinaus seien rund 500 Menschen durch Tränengas verletzt worden. Die Polizei war mit rund 10.000 Beamten im Einsatz.

Die Veranstalter verurteilten die „massiven Auseinandersetzungen“ und distanzierten sich von den Angriffen auf die Polizei. Allerdings habe deren Verhalten zur Eskalation beigetragen. Sabine Zimpel vom Bündnis erlassjahr.de kündigte an, die Ereignisse intern „nachzubereiten“. Es seien Gruppen aufgetaucht, mit denen es vorher keinerlei Kontakt gab.

Der Sprecher des Polizei-Sonderstabs „Kavala“, Axel Falkenberg, rechtfertigte den Polizeieinsatz mit der nach Straftaten notwendig gewordenen Feststellung von Personalien. „Bei Steinwürfen funktioniert das Konzept der Deeskalation nicht mehr“, sagte er. Der Bundesvorsitzende der Polizeigewerkschaft, Konrad Freiberg, erklärte, die „Explosion der Gewalt“ und die große Zahl der angereisten Straftäter hätten gezeigt, dass die Polizei mit ihren Maßnahmen im Vorfeld des G-8-Gipfels richtig liege.

Unter dem Motto „Eine andere Welt ist möglich“ waren die aus ganz Deutschland und dem Ausland angereisten Demonstrationsteilnehmer den Samstag über ungestört durch die Rostocker Innenstadt zur Abschlusskundgebung am Stadthafen gezogen. Zu den Hauptrednern der Abschlusskundgebung zählte der philippinische Globalisierungskritiker und Träger des Alternativen Nobelpreises, Walden Bello. Er bezeichnete die G-8-Treffen als „überholte Einrichtung“. Die führenden Wirtschaftsnationen hätten ihr Ziel verfehlt, zu einer Institution des Friedens, der Gerechtigkeit und des Umweltschutzes zu werden.

Zum Abschluss seiner Ansprache forderte Bello die Demonstranten auf, nach Heiligendamm zu ziehen. Auch Vertreter der „Interventionistischen Linken“ riefen ausdrücklich zu Blockaden des G-8-Tagungsortes aus. Veranstalter der Großdemonstration waren Attac, zahlreiche Organisationen aus den Bereichen Entwicklungshilfe, Umwelt und Kirchen, aber auch Parteien und linksradikale Gruppierungen.