LENA MÜSSIGMANN ÜBER DIE AFFÄREN DES STEFAN MAPPUS
: Lange Schatten, dick aufgetragen

Wer selten Grund zum Feiern hat, macht auch aus einem kleinen Anlass ein Fest. Bei Baden-Württembergs Exregierungschef Stefan Mappus (CDU) dürften die Sektkorken knallen, hieß es gestern. Die Staatsanwaltschaft hatte die Ermittlungen wegen Untreue gegen den ehemaligen Ministerpräsident eingestellt. Seine Anwälte sahen einen „großen Sieg des Rechtsstaats“.

Das ist ziemlich dick aufgetragen dafür, dass für Mappus der GAU ausgeblieben ist: Er muss nicht hinter Gitter. Aber er habe fahrlässig gehandelt, sagt die Staatsanwaltschaft. Mappus Amtszeit wirft zwei lange Schatten: Der des EnBW-Deals beginnt zu verblassen. Der andere, der vom Schlossgarteneinsatz gegen S-21-Gegner ausgeht, bleibt tiefschwarz. Auch im Schlossgartenkomplex ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Mappus. Es besteht der Verdacht, dass er vor dem Untersuchungsausschuss falsch ausgesagt hat.

So viele Negativschlagzeilen ist man in der CDU von Ministerpräsidenten a. D. nicht gewohnt. Erwin Teufel hält als konservativer Veteran Vorträge im ganzen Land, Günther Oettinger gilt als Baden-Württemberg-Botschafter in Brüssel. Mappus hatte die CDU empfohlen, aus der Partei auszutreten. Mappus lehnte ab. Er sei CDUler mit Leib und Seele.

Damit bietet er der Opposition Angriffsfläche. Grüne und SPD sezierten den vermeintlichen Mappus-Erfolg gestern genüsslich. Die CDU schweigt immer eiserner zu ihm, je näher die Landtagswahl 2016 rückt. Sie hat mehr oder weniger willig in den Untersuchungsausschüssen zu Mappus’ Verfehlungen mitgearbeitet. Mappus knallende Sektkorken wird die Partei überhören. Was zur Hoffnung auf einen Wahlsieg 2016 gar nicht passt, ist ein Ex-MP, der sich als Sieger geriert, aber eigentlich auf ganzer Linie verloren hat.

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