Nicht mehr als schöne Rhetorik

betr.: Berichterstattung über das G-8-Treffen

Was wird der G-8-Gipfel in Heiligendamm bringen? Beileibe nicht das, was mit verantwortungsvoller Miene von Politikern über die Medien in die Öffentlichkeit transportiert wird: Afrika wird weiter verhungern. Jede Woche werden alleine in Afrika weit mehr Menschen verhungern als in dem Weihnachts-Tsunami vor drei Jahren umgekommen sind. Der Klimawandel und seine Folgen wird auch 30 Jahre nach Herausgabe des Buches „Grenzen des Wachstums“ weiter ignoriert. Mehr als schöne Rhetorik und unverbindliche Erklärungen sind nicht zu erwarten.

Völkerrechtswidrige und mit Lügen gerechtfertigte Kriege und Vertreibungen werden im Kosovo wie in Afghanistan und im Irak weitergeführt. Eine Lösung für die Menschen ist nicht in Sicht und auch gar nicht gewünscht, weil ohne Feindbilder der Absatz der Rüstungsgüter und damit Profit der Großkonzerne gefährdet wäre. Die Menschen sterben und fliehen weiter.

Die Politiker werden für die Großkonzerne weitere internationale Finanzrestriktionen und Unternehmenssteuern abbauen, während die Sozialstandards und die Löhne ebenfalls weltweit gesenkt werden. Der internationale Wettbewerb im Lohn- und Sozialabbau (oft fälschlicherweise als „Globalisierung“ bezeichnet) wird in allen Ländern die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer und zahlreicher machen. Privatisierungen werden weiter in Bereichen vorangetrieben, wo Grundbedürfnisse der Menschen gefährdet werden (Wasserversorgung, Bildung, Militär, Gesundheit).

Nicht nur um all diese Auswirkungen zu verschleiern, wird seit Monaten beinahe täglich eine Diskussion über Gewalt- und Sicherheitsfragen um Heiligendamm geführt. Die Bürger werden abgeschreckt und mit den inhaltlichen Zielen von einmal kriminalisierten G-8-Gegnern braucht man sich nicht mehr ernsthaft auseinanderzusetzen. Man hat ja ein viel spannenderes und medienwirksameres Thema: Gewalt. KURT LENNARTZ, Aachen