LESERINNENBRIEFE
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Militär verpulvert Milliarden

■ betr.: „Abzug der Soldaten beginnt“, taz vom 23. 6. 11

Die USA geben auch unter der Führung des Friedensnobelpreisträgers Barack Obama jährlich etwa hundert Milliarden Dollar allein für den Krieg in Afghanistan aus. Der Wehretat der USA beträgt derzeit umgerechnet etwa 500 Milliarden Euro, der deutsche an die 30 Milliarden Euro. Weltweit wurden 2010 für Militär und Rüstung ca. 1.100 Milliarden Euro ausgegeben. Wie viel Sinnvolles könnte mit all diesem Geld getan werden, wenn es nicht im wahrsten Sinne des Wortes durch das Militär verpulvert würde! JOACHIM FISCHER, Bremen

Aufgehetzte Katholiken

■ betr.: „Steine gegen Homos“, taz vom 14. 6. 11

Ist dies noch das aufgeklärte Europa, das ich von Anbeginn an freudig unterstützte? Kroatien mag ja ein schönes Urlaubsland für uns sein, aber wenn zu einer „Homoparade“ von ca. 300 Leuten 10.000 aufgehetzte Katholiken brutal und gewalttätig „gegendemonstrieren“, hört für mich die EU-Erweiterungsbegeisterung auf!

Kroatien wird sicher mit Millionen/Milliarden rechnen können vom EU-Steuerzahler – meine homosexuellen Steuern dürfen nicht herangezogen werden für dieses Land. Bitte keine Urlaubs-Euro dort ausgeben! EBERHARD THAUER, Üxheim

Bildung kann helfen

■ betr.: „Wir sind nicht gegen das System, das System ist gegen uns“, taz vom 28. 6. 11

Isolde Charim schaut auf die neuen Bewegungen und auf die vielen jungen Gebildeten, die die Südproteste in Europa zu bestimmen scheinen. Bildung sich zu erwerben in der Hoffnung, das sei der Scheck auf die sicheren Einkünfte der Zukunft, ist wohl überholt.

Bildung kann helfen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen, weil ich dann – weitgehend – bestimme, wo es längsgeht für mich, also dahin, wo ich lebendig mich den Gegenwartsfragen stelle, der Gesellschaft, aber auch mir selbst, und das immer neu. Bildung garantiert so nicht mehr einen bestimmten Beruf und entsprechende Besoldung; sie öffnet – richtig erworben – individuelle Lebenswege und damit jede Chance, auch zum Verdienst.

ERNST-FRIEDRICH HARMSEN, Berlin

Je nach Laune und Situation

■ betr.: „Der quälende Sieg“, taz vom 25. 6. 11

Nun haben auch die Grünen der Bundesregierung zugestimmt und den Atomausstieg bis 2022 abgesegnet. Wieder mal stellt eine Partei sich gegen die Bevölkerung und ihre Wähler. Die Hoffnung ist so groß gewesen gegenüber dieser Partei und doch wurden wir eines Besseren belehrt. Die Parteien wenden sich je nach Laune und Situation. HEKO SANLI, Konstanz

Vernunft braucht Zeit

■ betr.: „Grüne sagen Ja zu ihrer Idee“, Kommentar von Ulrich Schulte, taz vom 27. 6. 12

Die Gretchenfrage auf dem Sonderparteitag der Grünen war doch: 2013 oder 2017; Regierungsbeteiligung oder vier Jahre später Atomausstieg? Das Manko ist, dass beide Ziele gleichzeitig zurzeit nicht erreichbar sind.

Vernunft braucht Zeit; diese Vernunft haben die Grünen durch pragmatische Weichenstellung bewiesen und sich gegen ein „Ja, aber…“ entschieden. Damit haben sie politisch mehr erreicht, als ein Kuscheln mit den strikten Atomkraftgegnern bewirkt hätte: Sie haben ihre Handlungsfreiheit erhalten und damit auch ihre Glaubwürdigkeit. GERD DRESSLER, Kreistagsfraktion Plön und

Fraktion Stadtvertretung Preetz, Bündnis 90/Die Grünen