Teures Trojanisches Pferd

betr.: „Wulff sichert sich VW-Einfluss“, taz nord vom 30. 5. 2007

Das Vorgehen des Ministerpräsidenten ist aus wirtschaftlicher Perspektive nicht zu verstehen: Wenn das Land Niedersachsen wirklich eine Sperrminorität bei VW erreichen wollte, müßte es nach dem zu erwartenden Fall des VW-Gesetzes 25 Prozent der Anteile erwerben, was rund zwei Milliarden Euro kosten würde. Wenn es um die Diskussion Privatisierung oder Erhalt öffentlichen Einflusses geht, wäre dies diskutabel. Es ergeben sich zwei mögliche Interpretationen des Verhaltens des Ministerpräsidenten Christian Wulff: Entweder hat er noch immer nicht begriffen, dass die letzte Schlacht um VW schon lange geschlagen und für das Land verloren ist. Wir erinnern uns an den peinlichen Rückzieher, den Wulff gegenüber Ferdinand Piech kürzlich machen musste. Dann wäre der Zukauf nur noch ein überflüssiges Scharmützel, das den Steuerzahler 41 Millionen Euro kostet, die woanders besser investiert werden könnten. Oder Ministerpräsident Wulff weiß, dass es sich um wirtschaftlichen Unfug handelt. Dann betreibt er auf Kosten des Steuerzahlers Wahlkampf, indem er versucht, die Wähler durch lächerliche Muskelspiele zu beeindrucken. Für den Steuerzahler ist der 41 Milionen-Euro-Kauf ein Trojanisches Pferd, das der Ministerpräsident den Steuerzahler selbst finanzieren lässt. JENS MARTIN, Osnabrück