Eine ernsthafte Kandidatin

SUSANNE KNOLL, 48, ist Doppelgängerin von Angela Merkel und seit 2005 Mitglied der Lübecker SPD FOTO: DPA

„Das hat mit der Merkel-Geschichte nichts zu tun“, sagt Susanne Knoll, noch bevor ihr die erste Frage gestellt wurde. Im nächsten Jahr wählen die Lübecker eine neue Bürgerschaft, und Knoll steht auf dem sicheren Platz acht der SPD-Liste. Den Wählern wird die Dame auf den Plakaten bekannt vorkommen, doch sie werden sich über das Parteilogo wundern: In den letzten Jahren reiste Knoll als Doppelgängerin von Angela Merkel durch Deutschland.

„Von Angela Merkel habe ich gelernt, als Frau meinen Weg zu finden und mich vor keinem Mann zu fürchten“, sagt Knoll, die 2003 auf einer Party als Doppelgängerin entdeckt wurde. Seitdem besuchte sie als Merkel-Double Betriebsfeste, hielt Reden und trat in Udo Lindenbergs Musikvideo zu dem Song „Hallo Angie“ auf.

Jetzt will Knoll als Bildungspolitikerin aktiv werden und dabei nicht mit ihrem Gesicht, sondern mit ihrer Kompetenz auffallen. Ob dabei noch Zeit für den Job als Doppelgängerin bleibt, werde sich zeigen, sagt sie. Der Entschluss zur Kandidatur reifte während des Bundestagswahlkampfs 2005: Knoll absolvierte in ganz Deutschland Auftritte als Doppelgängerin und war zu Hause gleichzeitig als Wahlkampfhelferin für die SPD aktiv.

Jetzt will sie in die Bürgerschaft und hätte es am liebsten, wenn ihr Nebenjob dabei keine Rolle spielen würde. Dass die Lübecker sie schon kennen, könne ihr durchaus helfen, sagt Knoll. Diesen Vorteil habe sie sich nun einmal in den vergangenen Jahren erarbeitet. Doch sie sorgt sich auch: „Ich werde es schwerer haben, die Leute von der Ernsthaftigkeit meiner Kandidatur zu überzeugen.“ KC