Heuern
: Globalisierung in der Nussschale

An wenigen Orten sind die Schwierigkeiten, die die Globalisierung mit sich bringt, so sichtbar wie auf den Schiffen, die auf den Weltmeeren kreuzen. In den Besatzungen treffen Menschen aus sehr armen und sehr reichen Gesellschaften zusammen. Sie beim Gehalt über den gleichen Leisten zu schlagen, erscheint wenig sinnvoll. Wichtiger ist es, dafür zu sorgen, dass auf den Schiffen die Sicherheits- und Umweltvorschriften der am weitesten entwickelten Länder eingehalten werden.

KOMMENTAR VON GERNOT KNÖDLER

Indem sie ihre Schiffe unter fremder Flagge fahren lassen, können deutsche Reeder von den niedrigen Löhnen armer Länder profitieren. Das war vor allem schlecht für die deutschen Matrosen, deren Heuern unter Druck gerieten. Die Folge ist, dass heute weniger als 8.000 Deutsche zur See fahren, mehr als die Hälfte von ihnen sind Offiziere.

Wenn die Reeder nicht gerade Dumping-Löhne bezahlen, ist die Heuer für Matrosen von den Philippinen oder den Kiribati-Inseln wegen des dortigen niedrigen Lohnniveaus nicht schlecht. Selbst die Tarifverträge der ITF berücksichtigen das, indem sie Abschläge vorsehen.

Nicht tolerabel sind jedoch unterschiedliche Sicherheits- und Umweltstandards auf den Schiffen. Die Rechte auf Leben und Gesundheit verhalten sich nicht relativ zum Herkunftsland. Zumindest sollten sie es nicht.