STIMME AUS DEM SÜDEN

Gewalt in Rostock hilft Afrika nicht!

Als Journalist aus Uganda sollte ich eigentlich kein Problem damit haben, die Antiglobalisierungsproteste zu verstehen. Die Reichen der Welt ziehen Superprofite aus der Globalisierung, die Menschen in armen Ländern werden immer weiter an den Rand gedrängt.

Aber die Rostocker Proteste waren so vorhersehbar. Ja, die Globalisierung marginalisiert die Armen. Ja, die reichen Länder haben ihre Hilfsversprechen nicht eingehalten. Aber was ändert Gewalt gegen Polizisten und gegen Straßenbelag am Leid in den armen Ländern?

Für mich ist das größte Problem Afrikas nicht die G 8. Sondern es sind die afrikanischen Führer. Während hier G-8-Gegendemonstrationen stattfinden durften, ist in Ländern wie Uganda oder Simbabwe eine Demonstrationserlaubnis immer noch ein selten gewährter Gnadenakt, auf den die Antwort dann allzu oft Polizeibrutalität ist.

Indem der Westen Hilfe an afrikanische Regierungen pumpt, ermöglicht er nicht nur das Anhäufen von Reichtümern durch Korruption, sondern entzieht den afrikanischen Völkern auch die Macht, ihre Regierungen in Frage zu stellen. Vielleicht sollten die hiesigen Linken nicht einfach gegen die G 8 demonstrieren. Sondern gegen Bestrebungen afrikanischer Regierungen, alle Entwicklungshilfe als „Budgethilfe“ in ihre Haushalte zu lenken, wodurch es schwerer wird, ihr Verschwinden zu bemerken. RICHARD KAVUMA

Der Autor ist Reporter der ugandischen Wochenzeitung „Weekly Observer“. Er besucht Heiligendamm als Teil einer afrikanischen Journalistendelegation, die das Londoner Panos Institute organisiert hat