KOMMENTAR

Japan baut vor für den eigenen G-8-Vorsitz

„50 bis 2050“ heißt Japans Klimaziel in Heiligendamm – die Reduzierung des Treibhausgas-Ausstoßes um die Hälfte bis 2050. Das ist auch schon das Konkreteste, womit das Mutterland des Kioto-Protokolls aufwartet. Kritiker von Regierungschef Shinzo Abe meinen ohnehin, dass er vor den Parlamentswahlen im Juli mit seiner „Klima-Vision“ Aktivität suggerieren will, ohne es sich durch allzu konkrete Vorgaben mit der Industrie zu verscherzen.

Tokio sperrt sich auch gegen das deutsche Ziel, die Verhandlungen über ein Post-Kioto-Protokoll bis 2009 abzuschließen. Dass auch Japan die deutschen Klimapläne auf dem G-8-Gipfel in Heiligendamm gehörig ausbremsen wird, zeigte sich bereits letzte Woche auf dem Treffen der europäischen und asiatischen Außenminister in Hamburg. Noch bevor dort die Abschlusserklärung offiziell vorgestellt wurde, in der 2009 als Ziel für den Abschluss neuer Klima-Verhandlungen genannt wird, erklärte Japan, es sei nicht einverstanden, sich auf das Zeitziel 2009 festzulegen. Die Erklärung von Hamburg sei keine Übereinkunft aller Beteiligten.

Deutschland mache mit überhöhten Zielvorgaben zu viel Druck, so Japans Kritik. Es sei besser, erst einmal alle ins Boot zu holen – und dann Nägel mit Köpfen zu machen. Japan reklamiert für sich, Schwellenländer wie China und Japan einzubinden. Nicht nur mit diesen liegt Tokio auf einer Linie, sondern auch mit dem Bündnispartner USA, deren Verzögerungstaktik jetzt „Klima-Initiative“ heißt.

Neben der Rücksicht auf Washington dürfte ein weiterer Faktor bei Japans Einreihen in die Achse der Bremser eine Rolle spielen: Eine Einigung in Heiligendamm hieße, dass Deutschland Klimageschichte schriebe. Konkrete Verhandlungen im nächsten Jahr dagegen fänden unter japanischem G-8-Vorsitz statt. ANETT KELLER