Ein Abgang mit Schmunzeln

JÖRG DEBATIN Das UKE verliert zum 1. Oktober seinen ärztlichen Direktor – und sein Aushängeschild

„Schöner Versuch, aber nicht mit mir!“, scheinen seine Augen sagen zu wollen. Jörg Debatin schmunzelt und erklärt dem Fragesteller, in politischen Kontroversen „setzt man sich ein, da rennt man nicht weg!“ Nein, der scheidende Leiter des Uniklinikums Eppendorf (UKE) befördert keine Spekulationen, sein Verhältnis zu Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) sei angespannt, gar der Grund für seinen vorzeitigen Abgang.

Vielmehr habe er seine Aufgabe am UKE erledigt, sagt Debatin, und suche nun „eine neue persönliche Herausforderung“. Selbst so eine abgedroschene Formulierung klingt aus seinem Mund so frisch und authentisch, als habe zuvor noch nie ein Mensch diese Worte gesagt.

Zum 1. Oktober verliert das UKE mit Debatin seinen ärztlichen Direktor – und vor allem sein Aushängeschild: Acht Jahre lang hat er an der Martinistraße regiert und nach eigener Einschätzung Forschung, Lehre und Krankenversorgung weit nach vorne gebracht. Die Patientenzahl habe sich währenddessen fast verdoppelt, ebenso die Zahl der über Drittmittel finanzierten Mitarbeiter. Forschungs-Auszeichnungen habe es jüngst nur so gehagelt, bilanzierte Debatin.

„Ich bin stolz“

Wie leistungsfähig das Haus sei, habe gerade erst die Ehec-Epidemie gezeigt: Trotz der vielen aufgenommenen Infizierten musste das UKE nur vier Todesfälle beklagen. „Wir sind gut aufgestellt, ein Großteil meines Jobs ist erledigt“, sagte der 49-Jährige gestern vor der Presse. „Ich bin stolz auf meine Mitarbeiter und ein wenig auf mich selbst.“

Wer Debatins Nachfolge antritt, ist noch völlig unklar. Klar dagegen ist, wohin sein Weg ihn führt: Als Vorstand der in Göttingen beheimateten Amedes AG, einem bundeweit tätigen Labordienstleister, der an die Börse strebt, löst er den derzeitigen Vorstandschef ab. MAC