Für immer kurz vor ewig

PSYCHEDELISCHER FOLK Den Raum mit Schleifen füllen, bis man sich darin nicht mehr bewegen muss: Kurt Vile beschwört auf seinem neuen Album „Smoke Ring For My Halo“ die ewige Unentschiedenheit

Mit wabernden Schleifen hüllt Vile seine Fingerpicking-Meditation ein

Ob man noch einmal die Gelegenheit bekommt, Kurt Vile und seine Lieblings-Begleitband The Violators so intim zu erleben wie heute Abend im Dachgarten auf den Feldstraßen-Bunker, darf quellengesättigt und also mit gutem Gewissen bezweifelt werden: Schon das dritte Album und Major-Debüt „Childish Prodigy“ des zwischen all den so freaky daherkommenden, Spielzeuginstrumente schwingenden Folk-Barden unserer Zeit mit seiner unauffälligen Erscheinung – schlichte Langhaarigkeit, konservative Gewandung, Unbärtigkeit und eben Spielzeuginstrumenteverzicht – schon wieder auffälligen Lo-Fi-Fussel-Folk-Pop-Wunderkinds aus Philadelphia hat nicht nur die schreibende Kritik nachhaltig beeindruckt. Auch in der Produktion wegweisender Musik Bewanderte und selbst immer wieder Vorauseilende wie Sonic Youths Kim Gordon bekommen „Schuldgefühle“, weil sie die Platte immer wieder zwanghaft auf den Teller legen müssen.

Und für den neuen Wurf des auf Solopfaden wandelnden Ex-The-War-on-Drugs-Gitarristen namens „Smoke Ring For My Halo“ haben alle nun noch einen Stern draufgelegt, zeigen sich begeistert vom überdehnt-abenteuerlichen Songwriting und tief beeindruckt von all den einlullenden, wabernden Schleifen, mit denen Vile die zögerliche Schönheit seiner Fingerpicking-Meditation einhüllt und den Raum um ihn herum anfüllt, auf dass er sich nicht mehr darin zu bewegen braucht: „I don’t want to change but I don’t want to stay the same“, eröffnet er bezeichnenderweise „Peeping Tomboy“ und fasst damit die ganze unentschiedene Stärke des Albums zusammen. Ja, verdammt, bleib liegen, Kurt. So nah kommst du nie wieder an die Ewigkeit.

■ Do, 30. 6., 20 Uhr, Uebel & Gefährlich, Feldstraße 66