„Nicht für Menschen“

ASYL Flüchtlinge gehen gegen „unwürdige Zustände“ in der Erstaufnahme auf die Straße

„Die Sicherheitsleute haben ein rigides System der Einschüchterung eingeführt“

MARTIN DOLZER, SOZIOLOGE

Rund 150 Flüchtlinge und Unterstützer haben am Donnerstag vor der Innenbehörde am Johanniswall gegen die „menschenverletzenden Zustände“ in der Erstaufnahmeeinrichtung an der Schnackenburgallee protestiert. Die Demonstranten forderten, alle Lager abzuschaffen und den Flüchtlingen Wohnungen zur Verfügung zu stellen.

Die Flüchtlinge kostete es einige Überwindung, sich an dieser Protestaktion zu beteiligen. Denn der vom städtischen Träger der Erstaufnahmeeinrichtung engagierte Sicherheitsdienst hatte nach Aussagen einiger Flüchtlinge vor einer Teilnahme gewarnt. Das könne sich negativ auf ihr Asylverfahren auswirken, so die Drohung.

Etwa 1.400 Menschen sind zurzeit in der Erstaufnahmeeinrichtung neben dem HSV-Stadion in Containern und 32-Betten-Zelten untergebracht. Die meisten von ihnen müssen länger als die vorgesehenen drei Monate dort bleiben, bis sie Wohnungen zugewiesen bekommen. „Wir sind nicht hierher gekommen, um in Zelten zu sitzen“, sagte einer der Flüchtlinge. Auf der Demonstration hielt ein Mann ein Schild mit der Aufschrift „Wir leben in herstellerdefinierten Boxen für Waren und nicht für den Menschen“ hoch. Auf einem anderen stand: „Wir lieben arbeiten, helfen sie uns zu beginnen“.

Die Zustände sind dort kurz vor dem Winter tatsächlich äußerst prekär, sagte der Soziologe Martin Dolzer, der sich vor zwei Wochen einen Überblick in der Einrichtung verschaffen konnte. Die Sicherheitsleute hätten dort ein „rigides System der Einschüchterung“ eingeführt, sagt Dolzer. „Wir wollen auch leben, lasst uns nicht hängen“, ergänzte einer der Flüchtlinge.  KVA