LESERINNENBRIEFE
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Nahles’ Plan ist abzulehnen

■ betr.: „Nahles will Gewerkschaften einhegen“, taz vom 29. 10. 14

Seit Beginn meines Arbeitslebens bin ich in einer sogenannten großen (DGB-)Gewerkschaft organisiert. Während dieser sehr langen Zeit habe ich oft gelitten und mich enorm geärgert über die Nachgiebigkeit gegenüber den Arbeitgebern und der erfolgreichen politischen Einflussnahmen von außen. Trotz häufiger Gedanken über einen Austritt habe ich diesen nie vollzogen, da Gewerkschaften für abhängig Beschäftigte meines Erachtens eine Art Versicherung darstellen und deshalb, trotz aller Mängel, immer noch unverzichtbar sind. Ich war schon immer begeistert von der Nachdrücklichkeit, Frechheit und Einsatzfreude der kleinen Spartengewerkschaften, die immer versuchen das Optimum für ihre Mitglieder zu erreichen, notfalls auch mit längeren Streiks.

Was nun die Arbeitsministerin vorhat, ist bodenlos und von Grund auf abzulehnen. Ich hoffe sehr, dass sie mit dem geplanten, angeblich solidarischen Gesetz nicht durchkommt und das Bundesverfassungsgericht ihr die Grenzen politischer Einflussnahme auf demokratische Grundrechte, wie das Streikrecht und die freie Wahl, sich in Gewerkschaften zu organisieren, aufzeigt. Dem Inhalt des Interviews mit Heiner Dribbusch („Gravierender Eingriff in das Streikrecht“) ist in Gänze zuzustimmen. WOLFGANG WEDEL, Nürnberg

Pilotenstreik ist unangemessen

■ betr.: „Lufthansa am Boden“ u.a., taz vom 22. 10. 14

Bei der Diskussion um den Streik der Lufthansa-Piloten für den Erhalt der gültigen Vorruhestandsregeln (Rente mit 55 Jahren und 160.000 Euro/Jahr) zielt alles auf die Rechtmäßigkeit ab und darauf, ob sich die Piloten mit ihrem Streik nicht selbst das Wasser abgraben. Mir fehlt eindeutig der gesellschaftliche Vergleich: Warum kann ein unter 60-jähriger, also sehr berufserfahrener Arbeitnehmer nicht seine Kenntnisse in anderer Weise für die Branche nutzbar machen und so außerhalb des bisherigen Arbeitsplatzes (hier: im Cockpit) tätig werden? In anderen Berufen, die sicher nicht weniger anstrengend sind wie der des Piloten, ist ein deutlich späteres Rentenalter an der Tagesordnung und die politische Diskussion geht dahin, dieses Rentenalter weiter nach hinten zu schieben.

Ich finde, die Piloten, mit ihren ohnehin privilegierten Jobs, sollten bei ihren Forderungen die Arbeitsverhältnisse anderer Menschen hierzulande stärker berücksichtigen und so ein Stück gesellschaftlicher Verantwortung übernehmen.

THORSTEN WILLIG, Bad Schwalbach

Hohle Phrasen

■ betr.: „Zufrieden, strebsam, unpolitisch“, taz vom 29. 10. 14

Politikverdrossenheit macht sich nicht einzig unter Studenten breit. Nicht die Studenten sind das Problem, die PolitikerInnen müssen sich selbst hinterfragen. Hohle Phrasen und schwammige Formulierungen sind oft das Hauptproblem in politischen Diskussionen. Man versteht den Standpunkt der PolitikerInnen nicht, deshalb gehen weniger Leute wählen. JULIA ENGELS, Elsdorf

Nicht vergessen

■ betr.: „Mehr Ökostrom, mehr Klimagase“, taz vom 29. 10. 14

Wenn sich die EU für verminderte CO2-Emissionen feiert, sollte man nicht vergessen, dass ein großer Teil unserer Umweltverschmutzung in andere Regionen ausgelagert ist, in denen für uns Nahrung, Elektronik und Kleidung hergestellt werden. KAI BROKOPF, Berlin

Gruppenbild mit Dame

■ betr.: „Die emanzipierte Redaktion“, taz vom 29. 10. 14

Wie gern würden ich und sicher auch viele andere Zuschauer bei all den TV-Talkshows mehr Frauen sehen und von ihnen hören! Außer beim Presseclub wird dort die Dominanz der Männer besonders deutlich, was mich immer wieder empört. Zählen erübrigt sich, denn allzu oft befindet sich nur eine einzige Frau in der Männerrunde.

Ich wundere mich, dass die Frauen sich das gefallen lassen. Warum zeigen nicht Frauen eine Solidarität untereinander, indem sie eine Einladung nur annehmen, wenn eine einigermaßen befriedigende Genderausgewogenheit gewährleistet ist? Meinen Sie nicht, dass sich dann sehr schnell etwas ändern würde, was dann auch auf andere Gebiete ausstrahlen könnte? DAGMAR REEMTSMA, Hamburg

Atomkraftwerke sofort abschalten!

■ betr.: „Aktenzeichen Super-GAU“, taz vom 25. 10. 14

In Deutschland wurden zwischen 1957 und 2004 etwa 110 kerntechnische Anlagen in Betrieb genommen. Das AKW Grohnde, an dem die Stadt Bielefeld nach dem Zukauf der Anteile von Bremen heute über Stadtwerke mit 16,67 Prozent beteiligt ist, läuft schon seit dem 1. Februar 1985. Aber erst 2013 haben Bund und Länder sich verpflichtet gefühlt, einmal einen Atomunfall in einem deutschen AKW und den Umgang mit einer solchen Katastrophe zu simulieren! Hat da jemand aus „Blackout – Morgen ist es zu spät“ von Marc Elsberg gelernt?

Was ist zu tun? Wir müssen so schnell wie möglich mehr Energie einsparen, die Nutzung von Erneuerbaren Energien zügig ausbauen und schnellstens alle Atomkraftwerke abschalten, ehe es möglicherweise zu spät ist! MARTIN SCHMELZ, Bielefeld