Osten ist nicht mehr Sorgenkind

JOBS Die Beschäftigung nimmt weiter zu, trotz schwächeren Wachstums. Es gibt noch mehr offene Lehrstellen als unversorgte junge Bewerber

Im EU-Vergleich liegt Deutschland hinter Österreich auf Platz zwei

BERLIN taz | Auch wenn die Konjunkturprognosen für Deutschland nicht mehr so rosig sind – die Arbeitslosenzahlen sind im Oktober weiter gesunken, und es gibt noch keine Anzeichen, dass sich der Jobmarkt in Kürze drastisch verschlechtern könnte. „Die aktuellen wirtschaftlichen Unsicherheiten zeigen sich auf dem Arbeitsmarkt nicht“, erklärte Frank-Jürgen Weise, Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), am Donnerstag.

Im Oktober waren 2,733 Millionen Menschen ohne Beschäftigung, 68.000 weniger als im Oktober 2013. Fast 21.000 Jugendliche waren noch ohne Ausbildungsplatz, ihnen standen aber 37.100 offene Ausbildungsstellen gegenüber. In Ostdeutschland „entwickeln sich Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung tendenziell günstiger als in Westdeutschland“, heißt es im aktuellen Monatsbericht der BA. Im Osten ging die Zahl der Arbeitslosen im Oktober im Vergleich zum Vorjahresmonat um 6 Prozent zurück, im Westen nur um 1 Prozent.

Die höchsten Zuwächse an sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung gab es im August – neuere Zahlen liegen nicht vor – in den technischen und wissenschaftlichen Dienstleistungen und in der Immobilienbranche, in Heimen und im Sozialwesen, in der Metall-, Elektro- und Stahlindustrie und im Gesundheitswesen. Frühere Trends, dass vor allem Zeitarbeitsunternehmen neue Jobs anbieten, lassen sich durch die Statistik nicht mehr bestätigen.

Es gebe nicht immer eine direkte Korrelation zwischen der Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts und der Arbeitslosigkeit, sagte Weise. So seien in einigen Dienstleistungsbereichen neue Arbeitsplätze entstanden, die aber nicht stark zum Wirtschaftswachstum beitragen.

Die strukturellen Probleme auf dem Arbeitsmarkt allerdings bleiben, wie Brigitte Pothmer (Grüne) rügte. So sank die Zahl der Langzeitarbeitslosen im Vergleich zum Vorjahr nur um 1 Prozent, während sich die Arbeitslosigkeit insgesamt stärker reduzierte. Insbesondere ältere Erwerbslose über 55 Jahren haben es schwer, wieder einen Job zu finden.

Im Vergleich zu anderen EU-Ländern allerdings bleibt Deutschland ein Jobwunderland. Die niedrigsten Arbeitslosenquoten in der EU im August – neuere Zahlen liegen nicht vor – gab es in Österreich mit 4,7 Prozent, dann folgt Deutschland mit 5 Prozent. Großbritannien hat 6, Schweden 8, Frankreich 10,5, Spanien 24,4 und Griechenland 26,4 Prozent Arbeitslose.

BARBARA DRIBBUSCH