Zuhälter auf „Streife“

SELBSTJUSTIZ

Sie sind oft schmächtig und gerade mal 15 bis 17 Jahre alt. Und sie wurden brutal zusammengeschlagen, von Schlägertrupps mit Knüppeln. Die Rede ist von minderjährigen, unbegleiteten Flüchtlingen in Hamburg-St. Pauli. Tatort waren die mit Sichtblenden abgeschlossene „Puff-Gasse“ Herbertstraße, aber auch die belebte Reeperbahn.

Zuhälter auf St. Pauli werfen den Jugendlichen vor, Freier bei der Kontaktaufnahme mit Huren zu beklauen. Wenn die Freier mit den Prostituierten über den Preis der sexuellen Dienstleistung verhandelten, nutzten die aus Afrika stammenden Jugendlichen die Ablenkung der Herren, um ihnen das Portemonnaies aus der Tasche zu ziehen. „Seit über drei Wochen liegen wir der Polizei damit in den Ohren“, verteidigt eine anonyme „Kiezgröße“ in der Hamburger Morgenpost die brutale Selbstjustiz. Immer an Wochenenden, den umsatzstärksten Tagen unserer Mädels, tauchte die Bande auf“, zitiert das Blatt den Zuhälter. „Wir sahen uns gezwungen, zu handeln.“ Schließlich habe man selbst „Streifen“ organisiert.

Andreas Schöpflin bestreitet diese Darstellung. „Es hat keine Hinweise aus dem Milieu gegeben“, sagt Hamburgs Polizeisprecher. „Es liegt uns auch keine einzige Anzeige eines Freiers vor“, so Schöpflin weiter, um allerdings einzuräumen, dass Freier selten Diebstähle anzeigten. Denn wenn dann Post von der Polizei komme, kriege das ja etwa auch die Ehefrau mit.

Laut Marcel Schweitzer von der Sozialbehörde geben die Jugendlichen oft an, sie müssten mit dem Erlös aus kriminellen Taten Schulden bei ihren Schleppern begleichen oder Geld an ihre Familien in der Heimat schicken.  KVA