Zickenterror im Rathaus

CDU-SIEG IN KREUZBERG

Alles blau vor dem Kreuzberger Rathaus in der Yorckstraße, auch drinnen stehen überall Polizisten. Aber der Ansturm der Flüchtlingsunterstützerszene auf die Sitzung des Bezirksparlaments bleibt aus – obwohl die Räumung der Gerhart-Hauptmann-Schule bevorsteht. Vielmehr herrscht an diesem Mittwoch im Rathaus Zickenterror.

Mehr als eine Stunde diskutieren die Bezirksverordneten über eine schon vollzogene Schließung des Tiergeheges im Viktoriapark. Dazu halten Kinder auf der Zuschauertribüne Plakate hoch wie „Wir wollen unsere Tiere zurück“. Anhänger der auf den Tierhof Marzahn verbrachten Ziegen und Kaninchen meckern lautstark. Die Abgeordneten haben richtig Bock auf diese Debatte, von „Abschiebung“ ist die Rede und „einer Nacht-und-Nebel-Aktion“ des Bezirksamts, das dort lieber Kunst zeigen will.

Die Grünen, größte BVV-Fraktion, wollen das Thema in die Ausschüsse verweisen. Daraus wird nichts: Piraten, SPD, Linke und die CDU wollen den Minizoo unbedingt retten. Zumal sich Schauspieler und Anwohner Til Schweiger schon bereit erklärte, den Tieren das Geld persönlich in den Rachen zu werfen.

Das ist die historische Stunde der Kreuzberger CDU. Ihr Vizefraktionschef Timur Husein bringt den Antrag mit der Nummer 1396 ein – „Wiederherstellung des Tiergeheges im Viktoriapark!“. Und der Antrag geht durch. Es ist die erste erfolgreiche Abstimmung für die 7,9-Prozent-Partei seit Menschengedenken. Selbst Kurt Wansner, Kreuzberger CDU-Abgeordnetenlegende, kann sich nicht erinnern, wann das zuletzt der Fall war. Prompt bekommt er Oberwasser und schlägt die Rückbenennung der Rudi-Dutschke-Straße in Kochstraße vor, sobald die taz von dort in ihr neues Haus in der Friedrichstraße zieht.

PLUTONIA PLARRE