Da war es nur noch einer

S-BAHN-VERGABE

Berlin scheute den Aufbau eines eigenen Fuhrparks – und muss nun die DB nehmen

Es sollte die Lehre aus dem S-Bahn-Desaster sein – die Ausschreibung für die Vergabe der Berliner Ringbahn. Aber daraus wird wohl nichts, da nun der letzte Bewerber das Handtuch geworfen haben soll. Bleibt also nur die S-Bahn-Berlin GmbH übrig, eine Tochterfirma des bundeseigenen DB-Konzerns. Zur Erinnerung: Es war der Spardruck der Bahn, der die zahlreichen Zugausfälle verursacht hatte. Ex-DB-Chef Hartmut Mehdorn wollte die Bahn für einen Börsengang hübsch machen.

Für die Opposition im Abgeordnetenhaus steht der Schuldige an dem De-facto-Scheitern der Ausschreibung fest: der rot-schwarze Senat. Ziel des Verfahrens sei es offensichtlich gewesen, andere Anbieter als die S-Bahn aus dem Verfahren zu drängen und einen geregelten Wettbewerb zu verhindern, sagt der Grünen-Verkehrsexperte Stefan Gelbhaar. Der Senat habe eine deutlich stärkere Verhandlungsposition zu Lasten Berlins vergeben. Der Linken-Verkehrsexperte Harald Wolf kritisiert, die Bahn als letzter verbleibender Bieter könne nun die Bedingungen diktieren. Die Verpflichtung des Betreibers zur teuren Fahrzeugbeschaffung habe die DB bevorzugt.

Als Alternative dazu würden Linke und Grüne gern einen kommunalen Fahrzeugpark aufbauen, den man Wettbewerbern – nach Vorstellungen der Linken auch einem kommunalen Betreiber – zur Verfügung stellt.

Das Risiko, dass bei der Bewältigung dieser Mammutaufgabe etwas schiefgehen könnte, schien dem Senat aber offenbar zu groß – zumal die Deutsche Bahn alle weiteren Linien und das Netz betreibt und die landeseigene BVG sich um diese Aufgabe nicht gerade reißt. Und: Berlin hat keinerlei Macht, Bund und Bahn dazu zu bringen, die S-Bahn komplett an die Hauptstadt zu verkaufen, selbst wenn die das Geld dafür aufbringen könnte. So bleibt wohl alles beim Alten. RICHARD ROTHER