Zwei Männer und ein Laptop

In der Volksbühne traf sich ein seltsames Gespann: Der Grunge-Rocker Mike Patton traf den Laptop-Helden Fennesz, und siehe da, Stimme und Noise harmonierten

Christian Fennesz betritt zuerst die Bühne, der große Auftritt aber gebührt eher Mike Patton, dem eindeutig Bekannteren der beiden Musiker, die in der so gut wie ausverkauften Volksbühne auftreten. Der eine trägt ein schwarzes Hemd und streicht sich immer wieder das lange Haar aus der Stirn, der andere sieht in seinen XL-Klamotten aus wie ein B-Boy und hat sich die Haarpracht mit Gel festbetoniert, damit sie ihn nicht bei der Arbeit stört.

Die zwei haben alleine einen ganzen Abend zu bestreiten. Für Patton gibt es ein Mikro, Fennesz wurde ein Laptop hingestellt, manchmal greift er zur E-Gitarre, die dann aber auch kaum anders klingt als das, was aus seiner Festplatte kommt. Was nun genau passieren würde, das war wohl niemandem im Publikum vorher klar. Würde Patton gurgeln, zischeln und kreischen, so wie man es von seinen Soloplatten kennt, die er nach dem Ende seiner Karriere bei Faith No More aufgenommen hatte? Und würde das nicht nerven, wenn Fennesz dazu seine filigranen Drones zaubern würde? Die Frage war also: Wird das funktionieren? Ja, denn Patton scheint zu wissen, dass die traumhaften Sounds von Fennesz mit Respekt behandelt werden wollen.

Dass die beiden überhaupt zusammen auf Tour sind, passt zu einem aktuellen Trend. In der Rock-und Elektronikbranche macht man nun das, was im Jazz schon lange Standard ist: Wenn einem nichts mehr einfällt, tut man sich mit anderen zusammen, denen vielleicht gerade auch nichts mehr einfällt, und schon passiert im persönlichen Austausch wieder was.

Mike Patton hat dabei das Glück, seinen Ausflug in die Laptopmusik mit dem Spitzenreiter der Liga unternehmen zu dürfen, der von Leuten wie Ryuichi Sakamoto verehrt wird. Fennesz, der früher auch in einer Rockband war, hat es wie kaum ein anderer geschafft, einen Sound zu kreieren, der unverwechselbar klingt. Seine Musik ist verstörend und fast poppig zugleich, seine bislang erfolgreichste Platte „Endless Summer“ atmet die Leichtigkeit der Beach Boys, klingt aber auch so dramatisch, wie Big-Wave-Surfing aussieht.

Auf den Soundteppichen von Fennesz lässt sich gut reisen. Die Störgeräusche Pattons wiederum sorgen dafür, dass das alles nicht zu schwelgerisch wird. Und so wächst alles zusammen, die erhofften magischen Momente des gelungenen Zusammenspiels entstehen, und am Ende des Konzerts, das recht frenetisch bejubelt wird, fragt sich niemand mehr, was die beiden so unterschiedlichen Persönlichkeiten da vorne denn eigentlich zusammengeführt hat.

ANDREAS HARTMANN