Rechte Symbole im Wandel

Neonazis haben ihr Outfit geändert. Der Style orientiert sich auch am Mainstream und am politischen Gegner

■ Die Modemarke „Thor Steinar“ gehört zu den Erkennungsmarken in der rechten Szene. Dem Hersteller Mediatex werden Kontakte zum im Deutschland verbotenen Neonazinetzwerk „blood & honour“ nachgesagt. In Dänemark wird „Thor Steinar“ von demselben Postfach aus vertrieben wie das rechtsextreme Label „Nordland-Records“, in Schweden ist die Postadresse identisch mit der einer Neonazidruckerei.

■ Mediatex musste in der Vergangenheit nach mehreren Gerichtsurteilen seine Erkennungsmerkmale wegen der Darstellung verfassungsfeindlicher Symbole ändern. Das alte „Thor Steinar“-Logo war eine Kombination aus der Tyr-Rune (Todesrune) und der Gibor-Rune (Wolfsangel). 2004 wurde das Logo mit der Begründung verboten, es habe Ähnlichkeit mit Symbolen verbotener Organisationen aus dem Nationalsozialismus. Mediatex tauschte das Logo aus.

■ Auch Marken wie „Fred Perry“ sind bei rechten, linken und unpolitischen Skinheads sehr beliebt. Das schwarze Shirt mit einem roten und weißen Streifen am Kragen ist identisch mit der Farbkombination der Reichskriegsflagge. Obwohl Hersteller und Vertrieb sich klar von der rechten Szene distanzieren, werden die Klamotten dort gerne getragen. Ähnlich ging es der britischen Marke „Lonsdale“. Wegen der Buchstabenkombination „nsda“ – in Anlehnung an die NSDAP – erfreute sie sich großer Beliebtheit am rechten Rand. Mittlerweile wurde „Lonsdale“ von der deutschen Marke „Consdaple“ ablöst. Siehe auch: www.dasversteckspiel.de

■ „Gemein ist diesen Marken, dass sie nicht als eindeutig neonazistisch zu erkennen sind und meist nur auf eine bestimmte Jugendkultur abzielen“, schreibt die Agentur für soziale Perspektiven (asp). Neu sei auch, dass nicht mehr nur T-Shirts oder Bomberjacken mit Markennamen oder Slogans bedruckt würden, sondern sich anderer Moden wie HipHop- oder Raver-Styles bedient werde. „Die Hersteller dieser Marken sind oft langjährig aktive Neonazis mit Verbindungen auch in nicht-rechte Teile anderer Jugendkulturen. Einigen dieser Marken ist es gelungen, die ‚Nazi-Schmuddelecke‘ zu verlassen und für nicht-rechte Jugendliche interessant zu werden“, so asp.

■ Die Unterscheidung zwischen rechts und links wird immer schwieriger. In ihrer Symbolik orientieren sich die Neonazis an der Autonomen Antifa. Deren Fahnen-Symbol haben die „Kameraden“ übernommen, der Spruch „Antifaschistische Aktion“ wurde durch „Nationale Sozialisten – Bundesweite Aktion“ ersetzt. „Autonome Nationalisten“ sammeln sich im „schwarzen Block“. Auf Demos läuft linke Musik von „Slime“ oder „Einstürzende Neubauten“, Palästinenser-Tücher“ oder Fahnen mit dem Konterfei von Che Guevara sollen die Solidarität mit nationalrevolutionären Befreiungsbewegungen dokumentieren. Die Zeiten, in denen man den dumpfen Alt- und Neononazi am braunen Outfit erkennen konnte, sind vorbei. HOP