NACHTS
: Im Luftzug

Schön, wenn es einen Frühstücksraum gäbe

Ich war noch aufgeregt am Ende des Abends. Nach dem „Tatort“ hatten wir uns im Internet unterhalten und einander lustig-peinliche Geschichten aus der Jugend erzählt. Nun war es halb zwei und ich war noch aufgedreht irgendwie. „Ich kann nicht schlafen, gleich wieder aufstehen!“, dachte ich immer wieder und hörte auf das Klappern der Haustür. Es zog zwischen dem offenen Fenster im Treppenhaus und dem offenen Fenster in meinem Zimmer. Ich stand auf, setzte mich an den Schreibtisch, machte den Computer an, rauchte eine Zigarette, schrieb eine Mail, die ich gleich wieder löschte, machte den Computer aus und legte mich wieder hin.

Der klappernde Atem der Tür nervte. Nicht wirklich, nur ein bisschen. Während ich noch überlegte, den Zug zu unterbinden, schlief ich ein. Und als ich dann aufwachte – es war schon zehn –, hatte ich etwas Interessantes geträumt. Jedenfalls kam es mir so vor. Die Bilder waren schon weg und ich hatte den Moment verpasst, in dem ich sie noch hätte aufrufen können. Das Interessante war nichts Konkretes, eher ein angenehmes Gefühl, das weit zurück in die Kindheit reichte. Es war auch schön, dass es in der Wohnung endlich wieder kühler geworden war! Hitze ist furchtbar, doch die Kühle ist nur deshalb so angenehm, weil es zuvor so heiß gewesen war. Das ist Physik. Ich öffnete die Balkontür, der Wind war erfrischend; ich legte mich wieder ins Bett, hörte noch ein bisschen U-Bahn und die ganzen Autos, die die Skalitzer Straße entlangfuhren. Ich wäre gerne noch länger im Bett geblieben – ein wenig schummrig war mir ja noch –, war aber schon zu wach, um noch weiterschlafen zu können, und stand auf. Der Tag interessierte mich nicht wirklich. Wie schön könnte das Leben doch sein, wenn es hier einen Frühstücksraum gäbe, der von neun bis elf geöffnet sein müsste, mit vielen Zeitungen auch.

DETLEF KUHLBRODT