Abitur wieder nach 13 Jahren

SCHULPOLITIK Niedersachsen kehrt zu G9 zurück und stärkt wieder die Integrierten Gesamtschulen

„Es wird ein Chancenvernichtungsgesetz werden“

KAI SEEFRIED, CDU

Die rot-grüne Landesregierung hat den Weg für ein neues niedersächsisches Schulgesetz freigemacht. Es sieht die generelle Rückkehr zum Abitur nach 13 Jahren vor. Außerdem sollen unter anderem die Schullaufbahnempfehlungen am Ende der vierten Klasse entfallen. Der Gesetzentwurf sei ein Schritt zu gerechteren Bildungschancen in Niedersachsen, sagte Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) am Dienstag in Hannover. In den kommenden Wochen werden unter anderem Lehrer- und Elternverbände zu der Reform Stellung nehmen. Anfang 2015 soll der Gesetzentwurf in den Landtag eingebracht werden.

Nach den Plänen dürfen Gesamtschulen künftig wie Oberschulen ersetzende Schulform sein. Damit können beispielsweise Haupt- und Realschulen auch zu einer Integrierten Gesamtschule (IGS) zusammengelegt werden, falls ausreichend Schüler dafür vorhanden sind. Gesamtschulen können künftig auch mit Grundschulen organisatorisch zusammengefasst werden. Ein Gymnasium muss dagegen weiterhin „unter zumutbaren Bedingungen“ erreichbar bleiben. Zumutbar sei ein Schulweg von einer Stunde, erläuterte die Kultusministerin.

Die schwarz-gelbe Opposition wertet diese Stärkung der Gesamtschulen als Frontalangriff auf das gegliederte Schulsystem. „Niedersachsen würde dann nur noch 30 Gymnasien benötigen“, warnte FDP-Schulexperte Björn Försterling. Der schulpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Kai Seefried, sagte: „Es wird Heiligenstadts Chancenvernichtungsgesetz werden.“

Die Rückkehr zum Abitur nach 13 Jahren wird dagegen über Partei- und Verbandsgrenzen hinweg befürwortet. Die Reform soll zum Schuljahr 2015/2016 greifen und wird die Schuljahrgänge 5 bis 8 einbeziehen. „Wir geben mehr Zeit zum Lernen und Leben“, sagte Heiligenstadt. Wie die Stundentafeln sich im Detail ändern, steht noch nicht fest. Geplant sind der Kultusministerin zufolge eine stärkere Berufs- und Studienorientierung, mehr Förderstunden an Gymnasien, aber keinesfalls ein Aufblähen der Inhalte.

Die Schullaufbahnempfehlungen nach der vierten Klasse fallen weg, weiterhin soll es Beratungsgespräche für Eltern geben. Wenn Schüler zweimal nacheinander sitzenbleiben, müssen sie nicht mehr automatisch das Gymnasium verlassen, sondern es wird ein Ermessensspielraum eröffnet. Eine generelle Abschaffung des Sitzenbleibens oder der Noten in der Grundschule ist dagegen nicht vorgesehen.  (dpa)