lehrerbenotung im internet
: meineministerin.nrw.de

Die Erinnerung trügt diesmal nicht. Der ehemalige Mathelehrer, der mit dem fusseligen Bart und dem Uli Stein-Hemd, ist unsexy. Trotzdem gibt er faire Noten und bringt auch noch das x-te Integral mit großem Elan an seine nur mäßig interessierten SchülerInnen. Schulhofgespräche dieser Art auf einer Notenskala von eins bis sechs zu dokumentieren, das ist das Konzept von www.spickmich.de. Und weil auch im Internet Negativwerbung die beste Werbung ist, scheint sich Barbara Sommer gerade ein neues Aufgabenfeld zu erschließen – die Förderung von Jungunternehmern.

KOMMENTAR VON CHRISTIAN WERTHSCHULTE

Denn hinter der Erklärung der Schulministerin zur Lehrerbewertung im Web steckt nicht das Bemühen um den Schutz ihrer BeamtInnen. Anders ist es nicht zu erklären, warum öffentliche Meinungsäußerungen ein Angriff auf Persönlichkeitsrechte sein sollen, während das Schulministerium den erweiterten Zugriff auf Krankenakten im Rahmen des Landespersonalvertretungsgesetzes nicht weiter kommentiert. Zuständig ist es weder für das eine, noch für das andere. Personalgesetze gestaltet der Innenminister, Persönlichkeitsrechte sind nur in Teilen gesetzlich erfasst. Das Beschwören von allgemeinen „Persönlichkeitsrechten“ ist also eine politische Floskel der besonders einfältigen Art, so einfältig, dass es zuviel der Ehre wäre, sie bildungshuberisch mit dem Gegensatz von Schein und Sein aufzuwerten.

Vielmehr zeigt sich wieder das Talent von Barbara Sommer, bei der Schulpolitik in erster Linie auf hübsch anzusehende Maßnahmen zu setzen. Schuluniformen und zentrale Abschlussprüfungen sind allenfalls Kosmetik ohne Verschönerung für das größte Problem des nordrhein-westfälischen Schulsystems – seine mangelnde Durchlässigkeit nach oben. Benoten kann man dieses Problemunbewusstsein leider erst wieder 2010. Bis dahin werden weiter die bildungsfernen SchülerInnen die Leidtragenden einer verfehlten Schulpolitik sein. Es wird Zeit für www.meineministerin.nrw.de