Beste Stimmung in der Stadt

Die Berliner leben wirklich gern in Berlin

VON THOMAS MAUCH

Das sind schon Erfolgsmeldungen, die einen ein wenig besoffen machen können. Berlinbesoffen. Weil die Stadt halt so ungemein beliebt ist. Seit Jahren darf die Hauptstadt deswegen stolz einen immer neuen Touristenrekord vermelden, weil eben immer mehr Besucher selbst mal sehen möchten, was es mit dem viel beschwatzten Berlin-Boom auf sich hat. Und die internationale Jugend schaut längst nicht mehr nur aus der Ferne auf diese Stadt, sondern ist sich im Gegenteil ganz sicher, dass zu einer richtigen Menschwerdung unbedingt ein mehrmonatiges Berlin-Praktikum schlicht dazugehört.

Berlin ist einfach hip. Die Stadt ist, mal ins Weltmännische gewendet, eben the place to be.

Und genau das scheinen jetzt vermehrt auch die Berliner selbst zu glauben. Wie eine Berlin-Studie der Hertie-Stiftung ergeben hat, lebt eine große Mehrzahl der Befragten „sehr gern“ in der Stadt. Und das eben, wie ein Vergleich mit der letzten Berlin-Studie von 2009 zeigt, noch gerner: Damals votierten nur 54 Prozent für „sehr gern“, aktuell waren es wiederum rekordverdächtige 59 Prozent.

Gefühlte Wahrheit

Damit ist der Berlin-Hype wohl auch bei der Bevölkerung angekommen, die sich denken mag: Wenn die ganze Welt die Stadt so toll findet, dann muss doch was dran sein. Da möchte man sich auch nicht von solchen Problemlagen wie einer längst miesen Wohnungssituation nicht wirklich die Stimmung verderben lassen. „Berlin, the place to be“ ist übrigens der Slogan, mit dem Berlin 2009 – dem Jahr der letzten Hertie-Studie – in seiner Hauptstadtkampagne international an den Start ging. Eine Werbemaßnahme. Sie ist zu einer gefühlten Wahrheit geworden.