TOTGERITTENE SENTENZEN: STEUERN UND SEX

Völlig begeistert von einem Bonmot Sigmar Gabriels tickerte dpa gestern extra ein „Zitat: Gabriel über Steuersparen und Erotik“. Demnach habe der SPD-Vorsitzende auf dem Arbeitgebertag in Berlin gesagt: „In Deutschland ist der Steuerspartrieb ausgeprägter als der Sexualtrieb.“ Was für ein überaus originelles Zitat! Und so uralt! Denn nicht nur Sigmar Gabriel, sondern sämtliche Finanzpolitiker aller Couleur lassen seit Jahren keine Gelegenheit aus, die totgerittene Sentenz an den Haaren herbeizuzitieren. Zugeschrieben wird sie gern dem ehemaligen FDP-Wirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff. Aber auch der frühere bayerische Finanzminister Erwin Huber wird als Erfinder genannt, schon 1997 wird er im Spiegel als Quelle herangezogen. Wahrscheinlich aber hat der CSU-Mann sie auch nur aufgeschnappt, denn bereits zwei Jahre zuvor taucht die Äußerung in der Zeit (40/1995) auf, wo sie ein „geflügeltes Wort in der Branche“ ist. Und hier verliert sich die historische Spur. Sachdienliche Hinweise werden angenommen, aber nur wenn sie dem Todestrieb des Sexspruchs dienen, der endlich begraben gehört.