misik ist genial dagegen
: Gekommen, um zu bleiben

kolumnierte eine Woche lang täglich zur G 8. Jetzt schreibt er wieder für Falter, Profil, www.misik.at – und natürlich die taz.

„Wir sind gekommen, um zu bleiben“, haben die „Helden“ zum Protestauftakt gesungen und das war natürlich auch als Metapher auf die kommenden Blockadetage gemeint. Aber wohl irgendwie auch noch metaphorischer, so im Sinn von: Wir gehen nie mehr weg. Das sagt der Protestler natürlich immer, aber wenn die Party mal vorbei ist, fällt er dann doch in ein Loch. Heiligendamm gehört jetzt wieder den Möwen.

Es ist ja so: Glaubt man als Demonstrant selbst nicht daran, Forderungen buchstäblich durchzusetzen, dann will man immerhin „ein Zeichen setzen“. Im Zeichensetzen sind die Linken mittlerweile richtig gut. In Heiligendamm wurde auf wunderbare Weise ein Zeichen gesetzt. Aber ändert das auch etwas? Natürlich. Sogar am Gipfel müssen sie die ganze Latte der schönen Themen abhandeln, Afrika, Klimaschutz.

Vor allem aber debattiert die halbe Welt die Kritikpunkte, die das bunte Aktivistenheer vorzubringen hat: den unfairen Welthandel, wie der Westen mit Subventionen und Protektionismus lokale Märkte zerstört, oder allgemein über das diffuse Unbehagen, dass sich alles nur mehr ums Geld dreht und dass Reichtümer und Lebenschancen bizarr ungleich verteilt sind.

Keiner soll sagen, dass das nichts ändert. Vor acht, neun Jahren noch galt der neoliberale Kapitalismus als das finale Endziel der Geschichte, und wer da auch nur kurz „aber hallo“ sagte, der galt als hoffnungslos altmodisch. Die moderne Leitfigur war der wendige Zyniker, der Ego-Individualist, geschickt im Aufspüren von Vorteilen aller Art. Und jetzt? Jetzt sind wieder die Protestler cool.

Pendelschlag. Gier hier, Armut da, dass sich alles nur ums Geld dreht und es nicht gerecht zugeht – das wird heute schon an jedem Stammtisch beklagt. Turbokapitalismus und „Heuschrecken“ sowieso.

Das übersetzt sich nicht so leicht in Regierungshandeln. Das heißt nicht, dass die Linken unbedingt bei Wahlen gewinnen, sind die Linken doch ganz groß im Verlieren von Wahlen, die sie eigentlich gewinnen müssten. Aber es ist auch nicht so, dass solche Großtrends, solche gesellschaftlichen Stimmungen überhaupt keine Relevanz haben. In Wahrheit gibt es nichts, was relevanter ist.