Lost in Berlin nach Fußballturnier

Visum Spielerinnen aus Kamerun werden seit Donnerstag vermisst. Heute laufen ihre Visa aus

Abseits der Fußball-WM der Frauen trugen in Kreuzberg vergangene Woche Amateur-Fußballerinnen das „Discover Football“-Turnier aus. Ihre Vorrundenspiele hatten die Spielerinnen aus Kamerun noch pflichtgemäß absolviert – wenngleich mit ernüchternden Ergebnissen. Die Begegnung gegen Brasilien setzten sie 0:9 in den Sand. Gegen Frankreich verloren sie 5:2. Das dritte Spiel gegen Ruanda ging mit 0:16 gänzlich in die Hose. Seither sind elf Kamerunerinnen und eine Frau aus Togo spurlos verschwunden. An diesem Dienstag ist ihr Visum abgelaufen.

Ein Betreuer der Frauen-Mannschaft habe bei der Polizei Vermisstenanzeige erstattet, sagte eine Polizeisprecherin. Die Frauen seien nicht zu ihrem Hostel zurückgekehrt und am Donnerstagabend gegen 23.30 Uhr zum letzten Mal gesehen worden. Die Vermissten seien aber alle erwachsen. Anders als bei vermissten Kindern sucht die Polizei nach Erwachsenen nur, wenn es Hinweise auf eine Selbstgefährdung gibt oder darauf, dass sie Opfer einer Straftat geworden sind. Montagnacht könnte sich das aber ändern. Um Mitternacht läuft das Aufenthaltsvisum der Frauen aus. „Ab dann sind sie illegal“, sagte die Polizeisprecherin. Alles weitere liege in der Zuständigkeit der Ausländerbehörde. Von der Innenverwaltung war am Montag keine Stellungnahme zu erhalten.

Das Team der Kamerunerinnen stammt aus Mamfe, einer Kleinstadt im Südwesten des Landes. Die Auswahl ist Teil eines Projekts, das sich für die Stärkung von Frauen einsetzt und junge Mädchen über Aids aufklärt. „Fußball ist für mich Emanzipation“, hatte die 19-jährige Stürmerin Melanie Nkongho letzte Woche zur taz gesagt. Das Fußballspielen hätten sie sich mühsam erkämpfen müssen, sagte die Verteidigerin Nchangnwi Modester. Ob die beiden Frauen zu den Vermissten gehören, ist unklar. Modester zumindest hatte sich bei dem Gespräch begeistert von Berlin gezeigt: „Berlin is a place to be.“

Plutonia Plarre