Terrorfinanzier Chiquita

Gewaltopfer in Kolumbien verklagen den US-Bananenkonzern auf Schadenersatz

BERLIN taz ■ Gewaltopfer des kolumbianischen Bürgerkriegs haben den US-Bananenkonzern Chiquita und zehn seiner leitenden Angestellten in den USA auf Schadenersatz verklagt, weil das Unternehmen über Jahre hinweg Paramilitärs finanziell unterstützt hatte. Die Zivilklage sei an einem Bundesbezirksgericht in Washington im Namen von 174 Hinterbliebenen eingereicht worden, sagte Menschenrechtsanwalt Terry Collingsworth von der Gruppe International Rights Advocates der Nachrichtenagentur Reuters. Das Unternehmen war für eine Stellungnahme vorerst nicht zu erreichen.

„Die Angeklagten engagierten, bewaffneten und/oder dirigierten terroristische Gruppen, die extreme Gewalt, Mord, Folter, Verschleppung oder Zumschweigenbringen von Personen anwandten, von denen man annahm, dass sie den Operationen der Angeklagten in Kolumbien im Wege standen“, heißt es in der Klageschrift. Laut einem Bericht der kolumbianischen Zeitung El Tiempo hoffen die Anwälte, mit ihrer Sammelklage bis zu einer Milliarde US-Dollar Schadensersatz für die Angehörigen erstreiten zu können.

Chiquita hatte im März eingeräumt, die rechtsextreme paramilitärische AUC-Miliz von 1997 bis 2004 mit mehr als 1,7 Millionen Dollar unterstützt zu haben. Die Zahlungen sind, so die Anwälte, in den Büchern als „Ausgaben für Sicherheit“ verbucht. Auch eine Lieferung von 3.000 AK-47-Gewehren mit 2,5 Millionen Schuss Munition im Bananenfrachter wird in der Anklageschrift aufgeführt.

In der Hoffnung, mögliche Sammelklagen abwenden zu können, hatte sich Chiquita nach dem Zugeständnis der Zahlungen im März in Absprache mit dem kolumbianischen Justizministerium bereit erklärt, einmalig 25 Millionen Dollar zu bezahlen. Die US-amerikanischen Anwälte, die nach US-Justizsystem bei Erfolg ihrer Klagen am Gewinn beteiligt sind, haben diesen Hoffnungen des Konzerns zunächst einen Strich durch die Rechnung gemacht. Von ausgedehnten Reisen durch Kolumbien auf der Suche nach Opferangehörigen berichtet El Tiempo.

Das Thema der Paramilitärs hat den konservativen kolumbianischen Präsidenten Álvaro Uribe nur wenige Monate nach seiner unangefochtenen Wiederwahl in die schwerste politische Krise seiner bisherigen Amtszeit gestürzt, nachdem durch verschiedene Aussagen immer mehr Kontakte von Abgeordneten und anderen Politikern seiner Regierungspartei zu den Paramilitärs bekannt geworden waren. BERND PICKERT (mit rtr)