Fachkräftemangel als Wachstumsbremse

BDA und DGB fordern auf gemeinsamer Tagung mehr Zuwanderung. Bundesinnenminister Schäuble will das nicht

BERLIN taz ■ Der Mangel an Facharbeitern könnte nach Einschätzung von Arbeitgebern und Gewerkschaften den Aufschwung in Deutschland bremsen. Das erklärten Vertreter der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) und des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) am Freitag auf der gemeinsamen Tagung „Fachkräftemangel und Zuwanderung“. Denn nach Meinung der Experten verhindert das Fehlen von geeignetem Personal das Entstehen neuer Stellen in Deutschland.

Der jüngsten Schätzung des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) zufolge hätten im verarbeitenden Gewerbe momentan mehr als die Hälfte der Firmen Probleme, ihre offenen Stellen zu besetzen, weil qualifiziertes Personal fehle. „Wir sind enttäuscht darüber, dass der Gesetzentwurf der Bundesregierung die Zuwanderung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern vernachlässigt“, kritisierte Annelie Buntenbach, Vorstandsmitglied des DGBs.

Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) aber lehnt es ab, wegen des Arbeitskräftemangels die Zuwanderung auszuweiten. „Unter dem Gesichtspunkt der Einen Welt ist es nicht akzeptabel, dass wir uns aussuchen, wer zu uns kommt“, sagte Schäuble auf dem Kölner Kirchentag. Außerdem sei Deutschland kein klassisches Einwanderungsland.

Eine Aussage, die Susanne Wittkämper von der BDA nicht nachvollziehen kann. Denn der Fachkräftemangel werde zu Problemen auf dem deutschen Arbeitsmarkt führen, so Wittkämper. Deswegen müsse der Zuzug von qualifizierten Arbeitnehmern unbürokratischer und effizienter erfolgen. „Aber wir müssen uns schleunigst beeilen, wenn wir beim Wettbewerb um die besten Köpfe noch mithalten wollen“, so Wittkämper.CIGDEM AKYOL