KUNSTRUNDGANG
: Katrin Bettina Müller schaut sich in der Akademie der Künste um

Janet Cardiff und George Bures Miller lagen schon in ihren Betten in ihrer Heimat Kanada, als das Telefon klingelte. „Lass es die Maschine aufnehmen“, murmelte Cardiff, aber kurz darauf saßen beide wie elektrisiert in den Betten und rissen den Hörer an sich. Denn sie erfuhren, dass sie den Käthe-Kollwitz-Preis von der Berliner Akademie der Künste erhalten haben. Für die beiden ein erneuter Beweis der Liebesgeschichte zwischen ihnen und der Stadt, in der sie schon oft ausgestellt haben.

Für die Akademie am Pariser Platz haben sie nun laute und leise Arbeiten mitgebracht: Still ist „The Secret Hotel“, von oben blickt man durch einen tiefen Holzschacht in ein Zimmer, das aus dieser Perspektive unheimlich wird, Schauplatz von etwas, das sich dem Schauenden entzieht wie ein ins Wasser gefallener Stein. Sehr laut ist hingegen die Installation „The Killing Machine“: Roboterarme kontrollieren einen imaginierten Körper, bedrohen ihn mit Tätowiernadeln und Injektionen. Ein Szenario wie aus einem Horrorfilm, mit Zahnarzt- und Folterfantasien. Oft haben Janet Cardiff und George Bures Miller subtiler gearbeitet, mit weniger Material und Effekt weitere Erzählräume geöffnet. Jetzt aber können sie vom Drama nicht mehr lassen.

Eine Tür weiter hingegen stellt Bridget Riley, eine große alte Dame der abstrakten Malerei und Mitglied der Akademie der Künste, Gina Burdass vor: Die Malerin aus Großbritannien erkundet das Verhältnis von Farben zueinander in schlichten Feldern. Auf die Frage, warum sie so oft mit Gelb arbeite, gab sie zur Auskunft, weil im Gelben die Vielfalt eben schwer zu entdecken ist, schnell wirkt es orange oder grün, sie aber schafft es, Gelb in unterschiedlichen Nuancen zu erhalten. Was für Feinheiten! Ein größerer Gegensatz als zwischen diesen Tür an Tür wohnenden Ausstellungen lässt sich jedenfalls kaum denken.

■ Käthe-Kollwitz-Preis 2011, Janet Cardiff & Georges Bures Miller, Akademie der Künste am Pariser Platz, Di.–So. 11–20 Uhr, bis 14. August

■ Gina Burdass, Akademie der Künste am Pariser Platz, Di.–So. 11–20 Uhr, bis 14. August