Der Kick für mehr Toleranz

Rund 500 SportlerInnen messen sich in den Respect Gaymes im Fußball, Basketball und im Kampfsport. Das schwul-lesbische Sportfest in Prenzlauer Berg wirbt für ein buntes Miteinander aller – auch wenn manchem Teilnehmer Politik herzlich egal ist

VON JOHANNES KOPP

Bevor es überhaupt losging, stand für Jörg Steinert bereits fest, dass die Veranstaltung als Erfolg gewertet werden konnte. Glücklich schaute der Projektleiter der Respect Gaymes am Samstagmorgen auf die etwa 500 zur Eröffnung versammelten TeilnehmerInnen und rief ihnen zu: „Wir haben uns zahlenmäßig im Vergleich zum Vorjahr um 100 Prozent gesteigert. Wenn das jetzt jedes Jahr so weitergeht, sind die Respect Gaymes bald das größte Event in Berlin.“

Natürlich übertrieb der aufgekratzte 25-Jährige ganz bewusst. Die vom Lesben und Schwulenverband Berlin-Brandenburg (LSVD) organisierten Respect Gaymes wurden am Wochenende erst zum zweiten Mal ausgetragen. Die Veranstalter wollen die Spiele langfristig in Berlin etablieren. Das wachsende Interesse, das im Ludwig-Jahn-Sportpark in Prenzlauer Berg zu beobachten war, gibt Anlass zur Hoffnung. Unter dem Motto „Zeigt Respekt für Schwule und Lesben“ traten Teams aus Migrantenverbänden, Sportvereinen, Schulen und der schwul-lesbischen Community gegeneinander beim Fußball, Basketball und Kampfsport an.

Sport als Lockmittel

Anders als das der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) in seiner Eröffnungsrede annahm, ist der respektvolle Umgang mit Lesben und Schwulen auch unter den TeilnehmerInnen der Respect Gaymes keine Selbstverständlichkeit. Es ist ja gerade die Idee, Vorurteile und Berührungsängste durch die sportliche Begegnung abzubauen. „Sport ist das Lockmittel, um die Jugendlichen mit dem Thema Homosexualität zu konfrontieren“, erklärt Steinert das Konzept. Das würde mal mehr und mal weniger gelingen.

Diese Einschätzung bestätigten auch Gespräche mit den Teilnehmern. Der 17-jährige Türke Ferdi Bilbay aus Lichtenberg berichtete, dass er vor einem Jahr von einem Freund überredet worden wäre, sich für das Fußballturnier zu melden. Vom gesellschaftspolitischen Hintergrund der Veranstaltung hatte ihm dieser aber nichts erzählt. „Ich muss zugeben, dass ich anfangs sehr verwirrt gewesen bin“, so Bilbay. Nun ist er das zweite Mal bei den Respect Gaymes dabei – auch weil er sich mit der Botschaft der Spiele identifiziert.

Die Mitglieder vom Team „Hohenschönhausen Süd“ liefen dagegen eher mit Tunnelblick durchs Turnier. Teambetreuer Mario Kuhn sagte: „Wir haben von dem besonderen Charakter der Respect Gaymes bislang gar nichts mitbekommen.“ Sein Team suche nicht den Kontakt zu Schwulen oder Lesben. Dabei, so merkt er an, würde nur die Konzentration nachlassen, die für den sportlichen Erfolg nötig sei.

Möchtegernprofis und Freizeitkicker, Homos und Heteros, Männer und Frauen, Migranten und Deutsche, beim im Mittelpunkt der Veranstaltung stehenden Fußballturnier trafen alle möglichen Gegensätze aufeinander. Knapp 50 Mannschaften waren es insgesamt.

Die zweite Auflage der Respect Gaymes ist größer, bunter und lebendiger geworden. Jenseits des sportlichen Wettstreits lief zudem noch ein ganztägiges Bühnenshow. Ein Programmpunkt jagte den anderen. Chansons, Hiphop, Samba, Theater, Schnitzeljagd und Bingo. Und zwischendurch wurden noch die Siegerehrungen eingeschoben. All das wirkte etwas gehetzt. Zumal auch die zahlreich erschienene Prominenz gewürdigt werden musste. Neben Wowereit, waren Friedbert Pflüger (CDU), Volker Beck (Grüne), Klaus-Uwe Benneter (SPD) und viele mehr gekommen.

Projektleiter Jörg Steinert kündigte an, dass man über manches nachdenken werde. Er fand es schade, dass etwa die Kampfsportler in der Max-Schmeling-Halle ein unbeachtetes und trostloses Schattendasein fristeten. Insgesamt zeigte er sich jedoch mit dem Ablauf sehr zufrieden.

Außerdem machte er darauf aufmerksam, dass die Respect Gaymes nur den Höhepunkt einer kontinuierlichen Projektarbeit darstellen würden. Seit vergangenen November schon veranstaltet Steinert mit ehrenamtlichen Helfern Workshops in Schulen und Jugendeinrichtungen, die zum Abbau von Vorurteilen gegenüber Homosexuellen beitragen sollen. Das mit Mitteln der deutschen Klassenlotterie finanzierte Projekt läuft aber mit den diesjährigen Respect Gaymes aus. Steiner hofft nun auf die Unterstützung des Senats. Es habe schon positive Signale gegeben, sagt Steiner. Mehr wollte er aber nicht preisgeben.