Moskau erwartet Prüfung durch USA

Im Konflikt um den Raketenabwehrschirm schlägt Russland eine gemeinsame Anlage in Aserbaidschan vor

ST. PETERSBURG/MOSKAU dpa ■ Im Streit über die geplante US-Raketenabwehr erwartet Moskau von Washington eine ernsthafte Prüfung seines Vorschlags für eine gemeinsame Anlage in Aserbaidschan. Präsident Wladimir Putin sei es wichtig gewesen, die Konfrontation in dieser Frage zu beenden, sagte sein außenpolitischer Berater Sergei Prichodko am Sonntag. Zugleich forderte Russland die USA auf, die Verhandlungen über eine Stationierung von US-Raketentechnik in Mitteleuropa einzufrieren.

Wenn die USA nach Stabilität strebten, müssten sie alle Handlungen vermeiden, die die Sicherheit ihrer Partner beeinträchtigten, sagte Außenminister Sergej Lawrow. Zunächst müsse über den russischen Vorschlag in Aserbaidschan verhandelt werden.

Putin hatte auf dem G-8-Gipfel in Heiligendamm den USA vorgeschlagen, die Radarstation in Aserbaidschan in eine gemeinsame Raketenabwehr gegen den Iran einzubinden. Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung sagte der Bild am Sonntag: „Der Vorschlag Putins zeigt, dass auch Russland offensichtlich von der Notwendigkeit eines Schutzes gegen Raketen überzeugt ist. Wir werden in der kommenden Woche im Rahmen der Nato und im Nato-Russland-Rat gemeinsam über eine mögliche Ausgestaltung eines Schutzschildes diskutieren.“

Der russische Vizeregierungschef Sergei Iwanow erklärte, sollten die USA das Angebot Putins annehmen, bekämen sie äußerst zuverlässige Informationen über Raketentests und Angriffe aus der Region. Der russische Vorschlag mache eine Stationierung von US-Raketentechnik in Polen und Tschechien verzichtbar.

US-Präsident George W. Bush sagte nach einem Besuch in Polen am Freitagabend, es gelte, durch den Bau des Systems in Polen und Tschechien den Schutz für Polen und Europa auszuweiten, damit die freien Nationen nicht erpressbar würden. Die Vorschläge Putins für eine Zusammenarbeit bei der Raketenabwehr bezeichnete er als Gelegenheit für eine interessante Diskussion. Der aserbaidschanische Präsident Ilcham Alijew begrüßte den Vorstoß für ein Antiraketenradar in seinem Land.

Tschechien wies den Appell des russischen Außenministers zurück, die Gespräche mit den USA auszusetzen. „Ich sehe überhaupt keinen Grund, unsere Verhandlungen auf Wunsch Russlands einzustellen“, sagte Vizeregierungschef Alexandr Vondra. „Falls Moskau mit Washington sprechen möchte, kann dies genauso gut parallel geschehen.“