Nahrung für Brückengegner

Der geplante Bau zwischen Fehmarn und Dänemark wird für Deutschland teuer

AUS STOCKHOLM REINHARD WOLFF

Die Ostseeferieninsel Fehmarn rüstet sich zum Kampf. Mit Bürgermeister Otto-Uwe Schmiedt an der Spitze wollen die Kritiker der geplante Fehmarnbeltbrücke zwischen Deutschland und Dänemark am Donnerstag demonstrieren. „Wir brauchen diese Brücke nicht“, sagt Schmiedt: „Was soll sie verbinden? Zwei Rapsfelder? Wir haben schon eine Brücke. Eine schwimmende.“ Und die Kritiker wie Schmiedt bekommen neue Nahrung; Offenbar ist die Finanzierung problematischer als bisher angenommen.

50 bis 60 Euro wird die Fahrt über die Brücke kosten, ebenso viel wie derzeit ein Fährticket. Der Zeitgewinn beträgt eine halbe Stunde. Doch der Bau der festen Verbindung nach Dänemark würde mindestens 2 Milliarden Euro kosten soll. Und das dürfte auch die Summe sein, die auf den deutschen Steuerzahler zukommt – selbst wenn sich Dänemark bereit erklären würde, sich statt nur zur Hälfte zu bis zu drei Vierteln an der Finanzierung zu beteiligen. Das zeigen interne Berechnungen aus dem Verkehrsministerium in Kopenhagen, über welche dänische Medien berichteten.

Offiziell wird seitens der Brückenlobby zwar mit angeblich möglichen EU-Zuschüssen von 30 Prozent für das mindestens 5,5 Milliarden Euro teure Vorhaben gelockt. Doch tatsächlich wetteifern europaweit 30 Infrastrukturprojekte mit einer gesammelten Investitionssumme von 150 Milliarden Euro um einen EU-Topf, der weniger als ein Zwanzigstel dieser Summe beinhaltet. Und aus dem auch noch das europäische Galileo-Satellitenprojekt mitfinanziert werden soll. Mehr als ein 5-Prozent-Zuschuss aus Brüssel scheinen da unrealistisch. Die von den BrückenbefürworterInnen genannten 30 Prozent sind illusorisch, würde doch damit allein die Fehmarnverbindung ein Fünftel des gesamten EU-Infrastrukturinvestitionstopfs auffressen. In Kopenhagen rechnet man intern allenfalls mit bis zu 10 Prozent für die Brücke selbst und etwa 8 Prozent für das gesamte Projekt inklusive der anschließenden Landverbindungen, erklärte ein Pressekonsulent von Dänemarks Verkehrsminister Flemming Hansen der Tageszeitung Jyllands-Posten.

Deutschland müsste damit jedenfalls die Investitionskosten für die auf deutscher Seite an die Brücke anschließenden Straßen- und Schienenverbindungen in geschätzter Höhe von 1 Milliarde Euro fast allein und selbst bei offenen dänischen Taschen einen Brückenkostenanteil in etwa gleicher Höhe anteilsmäßig tragen. „Die meisten Deutschen dürften schwer haben, zu verstehen, warum so viel Geld ausgerechnet in ein merkwürdiges Projekt wie die Fehmarnverbindung investiert werden soll“, sagt der Berliner Infrastrukturexperte Christoph Strohschein: „Die Kapazität der Häfen und unseres Eisenbahnnetzes ist völlig unzureichend. Und es müssten enorme Summen in Zentral- und Osteuropaverbindungen investiert werden, wo es große Möglichkeiten für die deutsche Wirtschaft gibt.“

Auch in Dänemark ist die Unterstützung für eine feste Fehmarnbeltverbindung laut einer aktuellen Umfrage auf ein knappes Drittel geschrumpft. Eine Mehrheit der Bevölkerung möchte das Geld lieber in einer neuen innerdänischen Verbindung zwischen Jütland und der Insel Seeland investiert sehen.