Großstadt oder Bauerndorf

Bierbikes und Kutschen gehören endlich verboten

VON UWE RADA

Das kennt man vom Dorf. Ein Trecker muckert über die Straße und verurteilt die Schlange hinter sich zu Tempo 30. Wenn dann ein Autofahrer wütend auf die Bäuerin einredet, ist die Dorfepisode auf dem besten Weg zur Filmszene – mit Christine Neubauer in der Rolle der Bäuerin, die dem Autofahrer was von Tradition und so erzählt.

Rotnasige Jungmänner

Dorfszenen gibt es seit einiger Zeit auch in Berlin. Nur dass die Hauptstadttrecker Bierbikes oder Conference-Bikes heißen und auch nicht von Christine Neubauer gefahren werden, sondern von rotnasigen Jungmännern. Oder rotnasigen Altmännern, nur dass die dann aus Brandenburg kommen und auf einer Pferdekutsche unterwegs sind. Es lebe der Touri-Urbanismus des 21. Jahrhunderts.

Bislang hat die Politik dem Spuk tatenlos zugesehen. Die SPD, weil sie für ungebremsten Tourismus wirbt. Die Grünen, weil sie den Autoverkehr zur Not auch mit Rotnasen ausbremsen. Da wünscht man sich als Städter gern mal eine Koalition aus Linkspartei und FDP.

Aber auch die könnte nur den Bierbikes die Wegfahrsperre verpassen. Conference-Bikes hingegen gelten – als überbreite Fahrräder – als Fortbewegungsmittel. Pferdekutschen sowieso. So gesehen sollte man auch mit einer Cessna auf dem Ku’damm rollen dürfen – solange man nicht startet.

Höchste Zeit also, das Thema Fortbewegung in der Stadt neu zu definieren. Die Lösung ist ganz einfach. Vorrang haben Öffentliche und das Fahrrad. Autos dürfen zur Not auch. Alles andere gehört ab hinter die Landesgrenze.