„Es bleiben Wunden“

MÜLLER-WAHL CDU-Generalsekretär Kai Wegner bezweifelt, dass der Streit in der SPD ganz vorbei ist

■ 42, ist Bundestagsmitglied und Generalsekretär der Berliner CDU.

taz: Herr Wegner, am Samstag will die SPD den künftigen Regierenden nominieren. Atmen Sie durch, wenn es Michael Müller geschafft hat? Oder war Ihnen dieses Durcheinander in der SPD gar nicht so unrecht?

Kai Wegner: Ich bin froh, wenn der Streit zumindest vordergründig beendet ist. Jetzt muss die SPD aber noch zur Geschlossenheit zurückfinden. Es ist an der Zeit, dass wir mit unserem Koalitionspartner endlich wieder über inhaltliche Fragen reden können, die Berlin wirklich bewegen.

„Zumindest vordergründig beendet“: Kommt da noch was?

Naja, wenn drei Kandidaten aus der Führungsriege gegeneinander antreten, hinterlässt das immer Wunden. Da wird noch das eine oder andere ausgefochten werden.

Kaum hat die SPD die Wowereit-Nachfolge geklärt, ist der über Monate so deutliche CDU-Vorsprung in Umfragen weg und die SPD gleichauf. War das alles also nur eine Blase?

Ich glaube, dass die aktuellen Umfragewerte zum Ausdruck bringen, dass die Berliner erleichtert sind, dass das Kandidatencasting in der SPD endlich beendet ist. Die SPD hatte natürlich recht viel Medienpräsenz – inhaltliche Schwerpunkte sind mir aber nicht in Erinnerung geblieben. Die CDU liegt übrigens weiterhin deutlich über ihrem Wahlergebnis von 2011.

Müller wird mindestens zwei Senatsressorts neu besetzen müssen. Wäre die CDU für eine größere Umbildung offen?

Die Ressortverteilung ist im Koalitionsvertrag klar festgelegt. Wir brauchen jetzt keine Spekulationen, wie der Senat neu aufgeteilt wird, sondern Antworten, wie die von der SPD verantworteten Ressorts besetzt werden.

Die Nominierung ist de facto zugleich die SPD-Spitzenkandidatenkür für die Berlin-Wahl 2016. Hat schon der Wahlkampf begonnen?

Schauen wir mal, wen die SPD am Ende des Tages zum Spitzenkandidaten macht …

Sie meinen, das könnte jemand anders sein als Müller?

Jetzt nominieren sie erst mal einen Kandidaten für die Nachfolge von Klaus Wowereit. Ich weiß auch gar nicht, wie das Verfahren 2016 sein wird: Ob es dann wieder ein Mitgliedervotum gibt oder sich die SPD etwas anderes einfallen lässt. Ich kann mir auch gar nicht vorstellen, dass die SPD bei all den anstehenden Aufgaben jetzt an Wahlkampf denkt. Wichtig ist doch jetzt, dass sie ihre volle Arbeitsfähigkeit im Senat wiederherstellt.

Gerade Sie werben immer wieder für ein schwarz-grünes Bündnis ab 2016. Aber was genau soll die Grünen zur CDU ziehen, wenn sie mit SPD und Linkspartei regieren könnten?

Die CDU steht für eine soziale und liberale Großstadtpolitik. Wir haben in den vergangenen drei Jahren bewiesen, dass wir für Stabilität und Verlässlichkeit stehen. Gerade in einer wachsenden Metropole ist eine sachorientierte und unaufgeregte Politik gefordert, um den großen Herausforderungen zu begegnen. Da müssen sich die Grünen entscheiden, ob sie diesen Weg gehen wollen. Teile würden das sicher tun, andere Teile müssen sich da noch weiter entwickeln. INTERVIEW: STEFAN ALBERTI