UNTERM STRICH

Elitendämmerung, Teil 78: Niedersachsens Kultusminister Bernd Althusmann (CDU) soll beim Abfassen seiner Doktorarbeit im großen Stil gegen wissenschaftliche Regeln verstoßen haben. Bei der Analyse von Einleitung, Schlusswort und zwei Hauptkapiteln, die gut die Hälfte seiner Promotionsschrift ausmachen, hätten sich auf 88 von 114 Seiten Hinweise darauf gefunden, „dass Althusmann sich großzügig aus fremdem geistigen Eigentum bedient hat, ohne dies in der notwendigen Weise deutlich zu machen“, heißt es in einem am Mittwoch erschienenen Artikel der Zeit. Althusmann entschuldigte sich am Mittwoch sogleich für mögliche handwerkliche Fehler und sagte, er habe nirgendwo von anderen Wissenschaftlern abgeschrieben, ohne das zu kennzeichnen. „Es gab keinen Täuschungsversuch von meiner Seite.“ Die von der Zeit vorgelegte Analyse kommt jedoch zum Schluss, dass die Doktorarbeit zu mehr als der Hälfte aus teils verschleierten Zitaten besteht und daher wenig Platz für eigene Gedanken lässt. Bernd Althusmann sei aber kein zu Guttenberg. An keiner Stelle seiner Dissertation schreibe der Doktorand aus anderen Werken wortwörtlich größere Passagen einfach ab. Durchgängig und in großem Ausmaß sei es aber zu einer bewussten oder unbewussten Irreführung gekommen. Möglicherweise habe Althusmann den Leser über den hohen Anteil an Zitaten und den geringen Anteil an eigener Leistung im Unklaren lassen wollen. Konsequenzen für seine politischen Ämter schloss dieser zunächst aus. Althusmann (44) ist seit gut einem Jahr Kultusminister und derzeit Vorsitzender der Kultusministerkonferenz. Die Universität Potsdam hat er inzwischen um die Überprüfung seiner 2007 abgegebenen Arbeit gebeten.