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DIE GESELLSCHAFTSKRITIKRealität 8.0

WAS SAGT UNS DAS? Emoji-Hersteller Unicode kündigt für Juni 2015 eine neue Version an – es wird Gesichter mit verschiedenen Hautfarben geben

Wer Emojis nicht kennt, dem sei gesagt: Sie funktionieren ähnlich wie ägyptische Hieroglyphen, nur eben auf Handydisplays statt auf Steintafeln. Beim Fahrradfahren, zu Pferd oder im Swimmingpool lässt sich mithilfe von Emojis schnell und unkompliziert kommunizieren. Allein für Nahrungsmittel gibt es 59 verschiedene Emojis, außerdem Musikinstrumente, Kleidungsstücke, Pflanzen- und Baumarten. Neben den allgemein bekannten Smileys, gibt es sogar Menschengesichter als Emojis, vom Baby bis zur alten Dame – alle im selben weißen Hautton. Und zusätzlich: einen Inder mit Turban, einen Asiaten und einen Kosaken. Mehr nicht.

Aber Achtung: Die Firma Unicode, die die Emojis entwickelt, hat jetzt angekündigt, in der neuen Version 8.0 die Emoji-Gesichter mit verschiedenen Hautfarben auszustatten. Zuvor hatten Emoji-Nutzer schon häufig den Mangel an adäquaten Ausdrucksmitteln kritisiert. Klar: Die Emoji-Sprache ist eine arme Sprache. Zumindest im Vergleich mit anderen Sprachen. Dennoch sprechen sie vermutlich Dreiviertel aller Smartphone-Nutzer.

Man könnte es – der Emoji-Sprache nicht mächtig – für absurd halten, der verkürzten Kommunikation von Emoji-Chats Diversität zukommen lassen zu wollen. Aber die Entscheidung von Unicode ist ein großer Fortschritt. Denn diese Firma hat das Monopol auf eine Sprache, und Sprache formt bekanntlich unsere Realität. Was es im Emoji-Universum nicht gibt, bleibt für seine Nutzer außen vor. Im Umkehrschluss hieß das in der bisherigen Emoji-Realität: Es gibt nur weiße Menschen. Unicode reagiert erst jetzt darauf. Aber besser spät als nie! MIEP

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