Waffen für Sunniten

Die USA wollen im Kampf gegen al-Qaida im Irak zu umstrittenen Maßnahmen greifen. Bagdad dagegen

BAGDAD/NEW YORK dpa ■ Zur Bekämpfung der al-Qaida im Irak will die US-Armee nach Zeitungsberichten sunnitischen Gruppen mit Waffen und Ausrüstung unter die Arme greifen. Nach einer Testphase Anfang des Jahres in der Provinz Anbar habe die US-Militärführung zögerlich zugestimmt, die Waffenhilfe auf vier weitere Unruheprovinzen auszuweiten, berichtete die New York Times am Montag. Bei der Regierung in Bagdad stoßen die Pläne auf Skepsis.

Der New York Times zufolge sollen zumeist sunnitische Gruppen Hilfe erhalten, die sich von den Al-Qaida-Terroristen abgewandt haben. Die Washington Post berichtete am Montag, die US-Truppen hätten sunnitischen Kämpfern in dem Bagdader Stadtteil Amirija bereits zugesagt, sich selbst aus den Kämpfen gegen die Al-Qaida-Terroristen herauszuhalten.

Vor allem die Schiiten wehren sich bislang dagegen, mit den sunnitischen Aufständischen zu verhandeln. Aus dem Büro des schiitischen Regierungschefs hieß es am Montag, Ministerpräsident Nuri al-Maliki habe dem Kommandeur des US-Zentralkommandos für die arabische Welt und Zentralasien, Admiral William Fallon, bei einem Treffen am Sonntag erklärt, seine Regierung werde sich „niemals den Terroristen und Milizionären unterwerfen“. Die meisten sunnitischen Milizionäre befürworten bisher Angriffe auf die US-Truppen.

Auch unter den US-Offizieren gibt es laut New York Times starke Bedenken, dass die Sunniten-Gruppen die Waffen gegen Schiiten und später möglicherweise auch gegen US-Soldaten einsetzen könnten. Dennoch hätten sich angesichts der anhaltenden Sicherheitsprobleme die Befürworter eines derartigen Vorgehens durchgesetzt.

In den ersten fünf Monaten dieses Jahres wurden im Irak nach Angaben einer Nichtregierungsorganisation 9.352 Iraker getötet. Die in Kerbela ansässige Organisation „Irak ohne Gewalt“ berichtete, 45 Prozent der Opfer seien von Milizen und Terrorgruppen getötet worden, 34 Prozent von ausländischen Truppen und 12 Prozent von irakischen Sicherheitskräften. Unter den Toten seien 1.665 Kinder.

Für die US-Truppen war der Mai mit 119 getöteten Soldaten der verlustreichste Monat seit zweieinhalb Jahren. Auch am Sonntag kamen wieder drei Soldaten bei einem Selbstmordanschlag ums Leben.