IG BAU rüstet für Streik

Arbeitgeber in Niedersachsen ignorieren Tarif-Einigung. Urabstimmung in Vorbereitung

HANNOVER dpa ■ In der Bauwirtschaft in Niedersachsen und Schleswig-Holstein stehen die Zeichen erstmals seit fünf Jahren wieder auf Streik. „Das Maß ist voll“, sagte der Regionalleiter der IG BAU Niedersachsen-Mitte, Eckhard Stoermer, am Montag. Landesweit liefen die Planungen für einen Arbeitskampf auf Hochtouren. Inzwischen hätten auch die Vorbereitungen für die ab Mittwoch geplante Urabstimmung begonnen.

Auslöser der Auseinandersetzung ist die Weigerung der Baugewerbeverbände in Niedersachsen und Schleswig-Holstein, den Schlichterspruch von Mitte Mai für die bundesweit gut 700.000 Beschäftigten am Bau anzunehmen. Sie hatten damit die mühsam erreichte Tarifeinigung gekippt, die ab Juni eine Lohnsteigerung von 3,1 Prozent vorsieht. „Das Baugewerbe will Niedersachsen in einen weißen Fleck der Tariflandschaft verwandeln. Das ist mit uns nicht zu machen“, sagte Stoermer.

Die IG BAU hat zu Beginn der Woche die Warnstreiks ausgedehnt. In Niedersachsen soll jeden Tag auf rund 50 Baustellen die Arbeit vorübergehend niedergelegt werden. In Schleswig-Holstein und Hamburg fanden sich am Montagmorgen 14 Teams der IG BAU auf rund 40 Baustellen ein, um mit den Arbeitern über die Hintergründe des Scheiterns der Tarifverhandlungen zu sprechen.

Die Baugewerbeverbände vertreten die mittelständischen Unternehmen der Branche – die Bauindustrie dagegen hält an dem Schlichterspruch fest. Der Geschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Michael Knipper, forderte das Baugewerbe im Norden erneut auf, den Schlichterspruch zu akzeptieren. In der ARD sagte er: „Wir haben eine kleine Hoffnung, doch noch eine Lösung zu finden.“ IG-BAU-Chef Klaus Wiesehügel habe am Wochenende angekündigt, noch einmal Gespräche anzubieten. Aber es könne keine Sonderregelung für Niedersachsen und Schleswig-Holstein geben. Der Hauptgeschäftsführer des Baugewerbes Niedersachsen, Hans Espel, sprach sich abermals gegen den unter der Regie des früheren Bundeswirtschaftsministers Wolfgang Clement erreichten Kompromiss und gegen einen Flächentarifvertrag im Baugewerbe aus.