Munster will mit Wärme aus der Tiefe heizen

ENERGIE Erstes kommerzielles Tiefengeothermie-Projekt in Norddeutschland geplant. Dazu müssen per „Fracking“ Risse im Untergrund erzeugt werden. Bohrung bis in 5.000 Meter Tiefe notwendig

In Süddeutschland ist es durch das Verfahren schon zu Mini- Erdbeben gekommen

In Munster soll das erste kommerzielle Geothermiekraftwerk Norddeutschlands entstehen. Wie die Projektpartner am Donnerstag ausführten, könnte Erdwärme aus rund fünf Kilometern Tiefe 2.000 Haushalte und einige Bundeswehr-Kasernen mit Wärme und Strom versorgen.

Thermalwasser von etwa 160 Grad Celsius soll an die Erdoberfläche gepumpt werden, um über Wärmetauscher die Energie nutzbar zu machen. Dann wird das Wasser über eine zweite Bohrung wieder in den Untergrund gepumpt. Wenn die für den kommenden Sommer geplanten Bohrungen erfolgreich sind, soll das Kraftwerk am 1. Oktober 2013 in Betrieb gehen.

Nach Angaben der Projektgesellschaft HeideGeo und der Stadtwerke Munster-Bispingen müssten für eine Wärmeleistung von knapp 15 Megawatt rund 43 Millionen Euro investiert werden. Die gleiche Leistung an Offshore-Windenergie würde nach einer Vattenfall-Schätzung 59 Millionen Euro kosten. Die Geothermie hat den Vorteil, dass sie im Gegensatz zur Windkraft konstant Energie liefert.

Die Grünen im niedersächsischen Landtag sehen derzeit nicht, dass die Tiefengeothermie eine große Rolle spielen wird. Dafür sei das Bohren viel zu teuer, sagt Fraktionschef Stefan Wenzel. Dagegen habe „die Nutzung oberflächennaher Erdwärme durchaus Potenzial“.

Bei dem Geothermieprojekt in Munster handelt es sich um ein so genanntes petrothermales Verfahren. Dabei werden mit Druck Klüfte in der Tiefe vergrößert, damit mehr heißes Wasser strömen kann. In Süddeutschland ist es dadurch schon zu Mini-Erdbeben gekommen. Bei ähnlichen Bohrungen in Niedersachsen habe es derartige Auswirkungen bislang nicht gegeben, hieß es in Munster. Ein ähnliches Verfahren – „Fracking“ – wird auch bei der Erschließung neuartiger Erdgaslagerstätten angewandt. Darüber hinaus gibt es in einigen Regionen Niedersachsens natürliche heiße Wasserleiter, die direkt angezapft werden können. KNÖ