80 Werke für den Umbau

KUNST-AUKTION

Die defizitäre Kunsthalle Emden versteigert am Freitag allerlei Arbeiten sehr namhafter Künstler – und zwar, um sich selbst zu retten. Ein Picasso ist darunter, ein Baselitz, ein Jonathan Meese, zwei Werke von Gerhard Richter, mehrere Giacomettis. Insgesamt sind es rund 80 Stüxke.

Aber halt! Bevor jetzt der Aufschrei kommt: Anders als seinerzeit die Bremer Weserburg, die auch einen Richter versteigern ließ, vertickt die Emder Kunsthalle keine eigenen Bestände. Das dürfte sie gar nicht, denn die Sammlung von Henri Nannen, dem Stern-Gründer, gehört zum Stiftungskapital. Und anders als bei dem Casino-Betreiber Westspiel, der zwei Andy Warhols aus der Aachener Spielbank und auch zwei Bilder von Paula Modersohn-Becker verkauft, die derzeit in Bremen im Museum hängen, geht es hier nicht darum, ein Casino zu retten.

Und es ist auch nicht so, dass die Kunsthalle Emden zu wenig BesucherInnen hätte – etwa 70.000 pro Jahr kommen im Schnitt, das sind deutlich mehr, als die Stadt drumherum Einwohner hat. Aber Geld brauchen sie trotzdem, wegen der teuren Umbauten und Erweiterungen der vergangenen Jahre, die allein aus dem knappen Jahresetat von etwa drei Millionen Euro nicht zu stemmen sind.

Und so hat Nannens Witwe Eske, eine 72-jährige Ostfriesin, die als gewiefte Fundraiserin bekannt ist, allerlei Künstler, Galeristen und Sammler gefragt. Die haben dann Kunstwerke für die Auktion in Schloss Herrenhausen in Hannover gestiftet – Gemälde, Papierarbeiten, Fotografien und Skulpturen, die Christie’s-Deutschland-Chefin Christiane Gräfin zu Rantzau versteigern wird, teilweise in einer offenen, teilweise in einer stillen Auktion.

Die Nachfrage ist immens, die Veranstaltung schon ausgebucht. Mitsteigern ist aber trotzdem noch möglich. Der Schätzpreis für den Picasso liegt bei 9.000 Euro, für Meese bei 12.000, für Baselitz bei 35.000 Euro.  MNZ