Und sie dreh’n sich doch – bald

Bislang scheiterte die Offshore-Windnutzung meist am Kabel-Streit. Jetzt aber will Bremerhaven durchstarten

Bremerhaven sieht sich als deutschlandweites „Kompetenzzentrum“ in Sachen Windenergie. In Sachen Offshore allerdings gilt: Vieles ist genehmigt, nichts realisiert – bis auf zwei Prototypen direkt vorm Deich. Um Offshore voranzutreiben, finden in den kommenden Tagen zwei internationale Fachtagungen in Bremerhaven statt.

Nach Ansicht von Jan Rispen, der als Geschäftsführer der „Windenergie-Agentur Bremerhaven/Bremen“ (WAB) 140 Offshore-orientierte Unternehmen vertritt, liegt das vor allem an den geographischen Bedingungen. Während in England oder Dänemark Offshore „direkt am Strand“ gemacht werden könne, sei das hierzulande aus Naturschutzgründen und Rücksichtnahme auf den Tourismus nicht möglich. Rispe: „Das ist auch eine Frage der sozialen Akzeptanz.“ Die Folge: Deutsche Offshore-Anlagen müssen ins Tiefwasser ausweichen und haben entsprechende Gründungs- und Logistikprobleme.

Seit Dezember vergangenen Jahres hat der Offshore-Sektor eine entscheidende Hürde genommen: Die für die Betreiber gute Nachricht heißt „Infrastrukturplanungsbeschleunigungsgesetz“: Es sieht vor, dass die Stromnetzanbindung für Offshore-Anlagen nicht von ihnen selbst bezahlt werden muss. Damit gelten für Kraftwerke im Wasser dieselben Rahmenbedingungen wie an Land. 45 Kilometer vor Borkum sollen zwölf Fünfmegawatt-Anlagen gebaut werden, Teilarbeiten – besonders für die aufwendigen Gründungsarbeiten – sind jetzt ausgeschrieben.

Rispen sieht Offshore damit „kurz vor dem Take off“. In der Tat haben jetzt auch die Bremer Wirtschaftsförderausschüsse 15,8 Millionen Euro für den Ausbau von Luneort als Umschlagplatz für Offshore-Bauteile bewilligt. Das Geld wird insbesondere für stärkere Kräne und die „Schwerlastertüchtigung“ der Kajen benötigt: Mit gut 400 Tonnen wiegen viele Montage-Elemente mehr als das Zehnfache der zulässigen Straßenlast.

Insgesamt hat Bremen bislang rund 50 Millionen Euro investiert, um sich als On- und Offshore-Hochburg zu behaupten. Das sei eine „durchaus günstige“ Arbeitsplatzförderung, so Wirtschaftssenator Jörg Kastendiek (CDU). Die Einzelförderung liege bei unter 30.000 Euro. Das Rechenexempel funktioniert allerdings nur, wenn die bis 2010 prognostizierten 2.100 Windenergie-Jobs tatsächlich entstehen, Offshore also umgesetzt wird. Aktuell sind es im Land 870. HB

Infos: www.offshore-power.net