KUNSTRUNDGANG
: Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um

Die kybernetische Maschine SEEK steht im Mittelpunkt von Re-Reeducation von Lutz Dammbeck. SEEK ist eine Versuchsanordnung, die 1970 von einem Team um Nicholas Negroponte am M.I.T. für eine Ausstellung namens „SOFTWARE. Information technology: its new meaning for art“ im Jewish Museum in New York entwickelt wurde. Negroponte versuchte hierfür ein Computerprogramm zu entwickeln, das den Lebensraum für eine Gruppe mongolischer Wüstenrennmäuse regulieren und somit deren Verhalten vorberechnen können sollte. Dammbeck verweist aber auch mit einen Film auf Negropontes Bruder John Dimitri, ehemaliger Botschafter im Irak und heutiger Direktor aller 15 US-amerikanischer Nachrichtendienste. Schultafeln, Projektionen aus Erziehungsanstalten sowie Schreibtische, an denen Klassiker der Medientheorie, Neurologie oder Psychologie mit all ihren Querverweisen zu Gesellschaft und Politik zum Lesen bereitliegen, vervollständigen den Bildungsbereich. Im Nebenraum dann die Hölle, die sich aus den Schnittstellen von Kunst/Unterhaltung, Wissenschaft und neuen Technologien ergeben kann: Gameshows. Da steht ein Pärchen in einer Glasvitrine und erinnert bedrohlich an die Wüstenrennmäuse in ihrem Glasbau. Die Aufgabe der KandidatInnen besteht darin, Geld einzusammeln, das durch einen Luftstrom chaotisch verwirbelt wird. Welch ein unwürdiges Leben, denkt man sich, die ganze Zeit hinter dem Geld herzuhechten, und wendet sich den Büchern zu, ohne zu merken, dass man doch eigentlich in der komplexen Versuchungsanordnung Dammbecks gefangen ist. Dabei ist die Frage noch unbeantwortet, ob sich ein Militär jemals eine technologische Entwicklung aus einem künstlerischen Projekt zunutze gemacht hat. Nicht aus diesem, das ist klar und gut so.

Lutz Dammbeck: Re-Reeducation, bis 7. Juli, Di–Sa 11–18 Uhr, COMA – Centre for Opinions in Music and Art, Leipziger Straße 36/Charlottenstraße 24, Mitte