Hamburgs rosarote Zukunft

Neue Studie sagt dem Stadtstaat über zwei Jahrzehnte stetiges wirtschaftliches Wachstum voraus. Auch Arbeitsplätze sollen mehr werden. Einwohnerzahl dürfte auf mehr als 1,8 Millionen steigen

VON SVEN-MICHAEL VEIT

Alles ist gut – und wird noch besser. Das zumindest prophezeit das Wirtschaftsforschungsinstitut „Prognos“ in einer gestern vorgelegten Studie der Stadt Hamburg bis zum Jahr 2030. Zwar sei für einen so langen Zeitraum lediglich „ein stimmiges Szenario“ möglich, räumte Autor Olaf Arndt ein, dies jedoch auf einer „abgesicherten Analysegrundlage“. Daraus ergebe sich „ein ganzheitlicher Blick in die Zukunft“, und die ist demnach rosig.

So habe die Hamburger Wirtschaft wegen ihrer überproportionalen Ausrichtung auf Wachstumsbranchen beste Aussichten. Die Wirtschaft werde mit jährlich 1,7 Prozent das drittstärkste Wachstum aller Bundesländer aufweisen. Zudem werde sich Hamburgs Bevölkerung in den kommenden 23 Jahren um rund 85.000 Menschen auf mehr als 1,8 Millionen erhöhen, und dies mit dem „geringsten Alterslastkoeffizienten“ aller Bundesländer: Die Zahl der RentnerInnen und PensionärInnen werde geringer steigen als im Rest der Republik, die der „Arbeitsfähigen“ zwischen 20 und 65 Jahren vergleichsweise hoch sein. Zugleich sagt Prognos im selben Zeitraum rund 57.000 neue Arbeitsplätze voraus.

Kein Wunder, dass Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU) sich über diese „hervorragende Ausgangslage“ freut. Sein erklärtes Ziel sei ein „dauerhaftes Wachstum von 1,5 bis 2,0 Prozent im Jahr“, erklärte er. Das sei erforderlich, um auch die Erwerbslosigkeit „nachhaltig“ zu vermindern. Vor einer klaren Prognose über die Entwicklung bei Arbeitslosen jedoch scheute Uldall „ein wenig“ zurück.

Prognos hatte voriges Jahr die Leit- und Wachstumsbranchen Deutschlands untersucht und die wirtschaftlichen Potenziale einzelner Regionen analysiert. Diese Studien wurden nun im Auftrag der Wirtschaftsbehörde speziell für Hamburg erneut ausgewertet.

Dabei habe sich ergeben, dass die in Hamburg stark vertretenen Branchen Luftfahrtindustrie, Logistik, Life Science, Informationstechnik, Telekommunikation und Dienstleistungen besonders zukunftsfähig seien. Vor allem in den Sektoren Hafen, Flugzeugbau und Logistik habe der Stadtstaat „eine bundesweit führende Position“.

Hamburgs Ver.di-Chef Wolfgang Rose hielt das nicht davon ab, über „Uldalls rosarote Brille“ zu lästern. Wer heute schon wissen wolle, wie Hamburg 2030 dastehe, so Rose, „erzählt Geschichten wie ein Fremdenführer bei der Hafenrundfahrt“.