Die Unternehmer von der Insel

Einige Helgoländer Unternehmer haben sich zu einem Wirtschaftsverband zusammengetan. Ihre Forderungen: Eine schnelle Lösung für das Hafenproblem und weg mit der Gemeindeverwaltung. Bürgermeister Frank Botter ist skeptisch

Helgoland hat ein Problem: Der Hafen ist zu klein. Immer noch müssen viele Gäste ausgebootet werden, da der Anleger zu kurz für größere Fahrgastschiffe ist. Seit langem tobt der Streit darüber, ob es nicht sinnvoller sei, die „Börte“ aufzugeben.

Zwei Konzepte liegen auf dem Tisch: Der Kreis Pinneberg, zu dem Helgoland gehört, will die Seebrücke verlängern, so dass größere Schiffe anlegen können. Das bedeutet das Ende der Börteboote. Die Gemeinde möchte dagegen die Kapitäne der kleinen Holzschiffe nicht arbeitslos machen.

Kreis und Gemeinde haben unterschiedliche Vorstellungen über die Kosten der Hafenneugestaltung, bei der es auch um einen möglichen Sportboothafen sowie den Frachtverkehr geht: Der Kreis rechnet mit etwa 13 Millionen, die Gemeinde veranschlagt 32 Millionen Euro. Klärung könnte jetzt ein Gespräch mit Landesverkehrsminister Dietrich Austermann (CDU) bringen, der in der kommenden Woche Helgoland besucht.

Der Helgoländer Hotelier Detlev Rickmers, einer der Sprecher des frisch gegründeten Wirtschaftsverbands der Insel, hofft auf schnelle Lösungen: „Das jüngste Boot, das die Insel anläuft, ist 35 Jahre alt. Reeder und Wirtschaft brauchen Grundlagen für Investitionen.“

Sieben Unternehmer der Insel hatten sich zuvor getroffen, um den Ministerbesuch vorzubereiten. Der spontan gegründete Wirtschaftsverband beschloss neben einem deutlichen Ja zum Konzept des Kreises gleich noch eine Forderung: Weg mit der Helgoländer Gemeindeverwaltung. „Sie ist anachronistisch“, sagte Rickmers der taz. „Die Einwohner- und die Besucherzahlen sind zurückgegangen, nur die Leute in der Verwaltung sind geblieben.“ Es gebe wohl keinen Ort in Deutschland, in dem so viele hauptamtliche Kräfte so wenig Menschen verwalteten. Und dabei werde der Großteil der Arbeit ohnehin auf dem Festland geleistet, sagt Rickmers.

Eigentlich darf keine Gemeinde in Schleswig-Holstein unter 8.000 Einwohnern eine eigene Verwaltung haben – das hatte das Land im vergangenen Jahr gegen erhebliche Proteste durchgesetzt. Zu kleine Ämter mussten sich zusammenschließen. Helgoland ist aber weiterhin eine amtsfreie Gemeinde mit hauptamtlichem Bürgermeister.

Grund ist das „Helgoland-Gesetz“ von 1966, das den Sonderstatus festschreibt. Dort ist auch geregelt, dass die Gemeinde eine Einfuhrsteuer auf bestimmte Waren erheben und den Erlös behalten darf.

Bürgermeister Frank Botter warnte denn auch davor, das Gesetz zu ändern oder abzuschaffen: Damit würden alle Sonderrechte fallen, fürchtet er. Dazu gehört, dass das Land das Haushaltsdefizit abdeckt. Würde Helgoland Teil eines Amtes werden, müssten die übrigen Gemeinden einen Teil auffangen – die Insel wäre kaum willkommen. Über Strukturen in der Verwaltung könne man aber gern nachdenken, sagt Botter: Er klebe nicht an seinem Sessel.

Dass dort ein Hauptamtler sitzen muss, schreibt das Gesetz übrigens nicht vor: Der Bürgermeister müsse nur „die aus der Lage Helgolands erwachsenden Anforderungen erfüllen“.

Detlev Rickmers und seine Mitstreiter – mehr als 30 Mitglieder hat der Verband bereits – wollen an ihrer Forderung festhalten: „Wir scheinen da einen Nerv getroffen zu haben.“ Ziel sei nicht, die vorteilhaften Passagen des Gesetzes zu ändern, sondern nur die Verwaltung zu verkleinern. Mit dem Bürgermeister hat der Verband noch nicht geredet. Aber Rickmers weiß: „Aus dem Weg gehen kann man sich auf Helgoland nicht.“ ESTHER GEISSLINGER