OFF-KINO
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

„The Incredible Shrinking Man“ (OF) 14. 6. im Arsenal 2

Heute ist die Dänin Asta Nielsen vor allem als die große Tragödin des deutschen Stummfilms bekannt. Unvergessen bleiben zweifellos ihre Auftritte in G. W. Pabsts Elendsdrama „Die freudlose Gasse“ (1927) sowie als weiblicher Hamlet (1920) in dem gleichnamigen Film von Svend Gade. Bereits mit ihrem ersten dänischen Film „Afgrunden“ (1910) war der Theaterschauspielerin Nielsen der Durchbruch gelungen, in der Folge wurde sie in Zusammenarbeit mit ihrem damaligen Mann, dem Regisseur Urban Gad, und dem Produzenten Paul Davidson in Deutschland zu einem Topstar, der ungemein zur Entwicklung des Kinos als seriöse Kunstform beitrug. Dies lag nicht allein in der Auswahl der Filmstoffe begründet, in deren Mittelpunkt meist tragische Frauenschicksale standen, sondern insbesondere in der Art von Nielsens Spiel und Mimik: Sie nahm sich deutlich stärker zurück als die Kollegen ihrer Zeit und spielte nicht so sehr vor der Kamera als vielmehr für die Kamera. Dass Nielsen nicht nur tragisch sein konnte, beweist allerdings die 1913 von Urban Gad inszenierte erfolgreiche Komödie „Engelein“, ein Film mit ausreichend absurder Prämisse: Die 32-jährige Nielsen verkörpert hier die 17-jährige Jella, die ihrerseits ein 12-jähriges Mädchen spielen muss. Denn bei ihrer Familie ist der reiche Onkel aus Chicago zu Besuch, der keinesfalls wissen darf, dass Jella bereits fünf Jahre vor der Eheschließung ihrer Eltern zur Welt gekommen ist. Schwierig wird die Angelegenheit, als sich Jella in den flotten Onkel verguckt.

„Jedné noci v jednom městě – One Night In One City“ 18. 6. im Blow Up

Eine große Tradition in der Produktion von surrealen Trickfilmen besitzt man in Tschechien. Leider kommen die innovativen Werke hierzulande nur selten ins Kino, weshalb Freunde dieser Kunstform den Weg ins Blow Up nicht scheuen sollten: Jan Balejs exzellenter Puppenfilm „Jedné noci v jednom městě – One Night In One City“ (2007) entstand in Stop-Motion-Technik und erzählt drei reichlich absurde Geschichten ganz ohne Worte. Da geht es um die Erlebnisse von Leuten, die ein Hundekrematorium betreiben, und um einen Baum, der von einem Albtraum heimgesucht wird, in dessen Mittelpunkt eine Kreissäge steht. In der makabren dritten Episode schließlich schneidet sich ein miserabler Straßenmusikant ein Ohr ab und näht sich dafür einen gefundenen Lauscher an. Seiner Musikalität hilft das zwar nicht weiter, dafür malt er plötzlich wie Vincent!

Eine Absurdität mit ernstem Hintergrund stellt Jack Arnolds Science-Fiction-Klassiker „The Incredible Shrinking Man“ (Die unglaubliche Geschichte des Mr. C., 1957) dar, der neben den beeindruckenden Tricks vor allem mit seiner Ernsthaftigkeit besticht: Ausgelöst von einer radioaktiven Wolke beginnt der Held, ein Durchschnittsamerikaner namens Scott Carey (Grant Williams), so unaufhörlich zu schrumpfen, dass die alltäglichen Dinge des Lebens für den Protagonisten zur unüberwindbaren Hürde oder aber zur tödlichen Bedrohung werden. Am Ende bleibt dem Winzling nur ein philosophischer Monolog, ehe er endgültig im Mikrokosmos der Erde verschwindet. LARS PENNING

„Engelein“ 19. 6. im Babylon Mitte