alkoholexzesse
: Mühsam, aber notwendig

Noch haben die ExpertInnen keine Erklärung dafür, warum seit kurzem Jugendliche deutlich mehr Bier und Spirituosen trinken, warum sich schon 12-Jährige am so genannten Binge-Trinken beteiligen, wo sie möglichst rasch mehr als fünf Getränke konsumieren.

KOMMENTAR VON FRIEDERIKE GRÄFF

Dass das Verbot, Alcopops an Jugendliche zu verkaufen, glücklicherweise Wirkung gezeigt hat, erklärt nämlich nicht, warum gleichzeitig der Pro-Kopf-Verbrauch von reinem Alkohol bei Jugendlichen gestiegen ist. Im Bundesgesundheitsministerium verweist man auf die Notwendigkeit weiterer Studien. Einfache Erklärungsmuster, die das exzessive Trinken mit der sozialen Herkunft verbinden wollen, greifen hier nicht.

Stattdessen verweisen Gesundheitsministerium und Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung auf die Vorbildfunktion der Erwachsenen. Das klingt wie eine Floskel, ist es aber nicht. In einer Gesellschaft, deren Alkoholkonsum EU-weit im oberen Drittel liegt, ist Trinken eine nahe liegende Beschäftigung. Um so nahe liegender, wenn der Erziehungsauftrag für manche Eltern bei der Ernährung endet. Dort anzusetzen ist mühsam, aber notwendig. Was nicht bedeutet, die anderen aus ihrer Verantwortung zu entlassen: Zum Beispiel die Gastronomie, die mit Billig-Angeboten Jugendliche gezielt zu werben versucht.

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