Das Carsharing gewinnt an Fahrt

Dabei helfen auch Kooperationen mit den Unternehmen des Öffentlichen Nahverkehrs. Das Bundesverkehrsministerium will esden Kommunen ermöglichen, öffentliche Parkplätze für gemeinsam genutzte Autos zu reservieren

VON CHRISTOPH NEETHEN

Das Thema „Carsharing“ ist jetzt sogar in die Kinderliteratur vorgedrungen. Unter dem Titel „Autos für alle Fälle“ erschien im Carlsen-Verlag kürzlich das erste Pixi-Buch zum Thema „Wir teilen uns ein Auto“. Die kommende Generation von Autofahrern soll das Konzept vollends aus der Öko-Nische führen.

Schon heute wächst die Branche kräftig. Der Bundesverband Carsharing vermeldete im Mai stolz den 100.000sten Kunden. Alleine im Jahr 2006 seien 12.000 Autofahrer für das Carsharing gewonnen worden. Durch ein verstärktes Werben um die Nutzer des Öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV) und die Integration des Carsharings in den öffentlichen Raum soll diese Erfolgsstory fortgeschrieben werden.

Carsharing-Unternehmen sind im Prinzip Autovermietungen, bei denen der Kunde Mitglied wird und kurzfristig ohne Aufwand auf einen Wagen zugreifen kann. Der Kunde spart sich den Kauf und die Unterhaltung eines eigenen Autos. Der Umwelt erspart er die Emissionen und den Ressourcenverbrauch, den die Herstellung eines Autos verursacht. Untersuchungen belegen, dass ein gemeinsames Fahrzeug bis zu zehn private Pkws ersetzen kann.

Um zusätzliche Kunden zu gewinnen, fischen die Carsharing-Unternehmen im Teich der Nahverkehrsunternehmen. „Der Öffentliche Personennahverkehr ist unser natürlicher Verbündeter“, sagt Jutta Kirsch von Cambio-Carsharing. In Hamburg arbeiten Greenwheels und Cambio gemeinsam mit dem HVV an einer Entlastung des Straßenverkehrs. „Wir verzeichneten in den letzten achtzehn Monaten 1.500 Neukunden“, sagt Greenwheels-Sprecher Birger Holm. „Fünfzig Prozent von ihnen besitzen ein HVV-Abonnement, denn sie sparen bei uns Kaution und Monatsbeitrag.“

Auch Abo-Kunden der BSAG in Bremen genießen bei Cambio Rabatte. „Anfangs richtete sich Carsharing primär an ökologisch orientierte Akademiker“, sagt Kirsch. „Mittlerweile haben wir auch den normalen ÖPNV-Fahrer mit im Boot.“

In der Politik werden Möglichkeiten diskutiert, das Carsharing besser in den Stadtverkehr zu integrieren. Das Bundesverkehrsministerium legte kürzlich einen Gesetzentwurf vor, wonach Kommunen künftig eigene Stellplätze für Carsharing-Fahrzeuge im öffentlichen Raum ausweisen können. Pilotprojekte in Bremen und Berlin versprechen Erfolg. Bremens „Mobilstationen“ sind seit Jahren Knotenpunkte für den ÖPNV-, den Taxi-, den Fahrrad- und den Carsharing-Verkehr. „Man muss sich das wie einen Taxi-Stand für Carsharing-Wagen vorstellen“, sagt Holm. Falschparker bekämen da eiskalt ein Knöllchen.

Ein Antrag der Hamburger Grünen (GAL) und der SPD, öffentliche Carsharing-Stellplätze einzurichten, liegt der Hamburger Bürgerschaft vor. Insbesondere in Stadtteilen „mit hohem Parkdruck“ sei Carsharing eine sinnvolle Ergänzung zum ÖPNV, sagt der verkehrspolitische Sprecher der GAL, Jörg Lühmann. Die CDU verweist auf andauernde Untersuchungen und umfangreiche Maßnahmen zum Klimaschutz. Konkrete Pläne stehen derzeit noch aus.