der wochenendkrimi
: Knack, knarz

„Polizeiruf 110: Verstoßen“, So 20.15 Uhr, ARD

Eine kleine karge Kapelle im kleinen kargen Halle: Ein junger Mann wurde ermordet, die Eltern des Toten und seine hochschwangere Frau nehmen auf harten Holzstühlen Abschied. Diese „Polizeiruf“-Episode des MDR ist als protestantisches Kammerspiel über verstoßene Söhne, verbohrte Väter und fatale Familiengeheimnisse angelegt. Es geht um eine mittelständische Sippschaft, die nicht nur hart malochen muss, um den Handwerksbetrieb am Laufen zu halten, sondern auch schwere Trauerarbeit zu leisten hat. Kurz bevor der in Ungnade gefallene Sohn erschlagen auf einem Schrottplatz gefunden wurde, ertrank der geliebte Enkel bei einer heimlichen Paddeltour. Haben die beiden Vorfälle etwas miteinander zu tun?

Das Verbrechen erscheint ungeheuerlich, die Hauptkommissare Schmücke und Schneider (Jaecki Schwarz und Wolfgang Winkler) lassen sich dadurch trotzdem nicht ihren schönen vorruhestandsmilden Trott verderben. Sie werden mal wieder von Gliederschmerzen, verpassten Frühstückschancen und den neckischen Vorwürfen des jeweils anderen gequält. So schieben sie sich mit knarzenden Kniegelenken und verkalkten Dachstübchen durch das Krimirätsel. Das Schlimme dabei ist, dass die alltäglichen Zipperlein der Ermittler nicht bewusst in Kontrast zum monströsen Familiendrama gesetzt werden, stattdessen überlagern und relativieren sie Selbiges einfach nur geschmacklos. Gegen so viel inszenatorische Grobheit (Buch: Nicolas Jacob und Olaf Winkler, Regie: Marco Serafini) können denn auch altgediente Tragöden wie Renate Krößner und Rolf Becker als knorrige Eltern nicht anspielen. Kurz: Dieser Krimi um Verlust und Verdrängung ist ungefähr so feinfühlig wie ein Mensch, der sich beim letzten Gruß am offenen Sarg den Arsch kratzt. CBU