daily dope (181)
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Vor zwanzig Jahren veröffentlichte Toni Schumacher das Buch „Anpfiff“. Es erregte Aufsehen, nicht zuletzt wegen der Dopingenthüllungen. Torwart Schumacher berichtet von der Einnahme des Aufputschmittels Captagon, wie jetzt auch der Fußballtrainer Peter Neururer. Auch Ephedrin sei seinerzeit gebräuchlich gewesen. „Wahllos schluckten wir Hustensäfte“, schreibt Schumacher. „In der Bundesliga hat das lange Tradition. (…) Pillen und Leistung, das war für viele eine Gleichung geworden.“ Wir haben mit ihm kurz gesprochen.

taz: Herr Schumacher, haben Sie …

Toni Schumacher: Ich weiß, was Sie wollen, ich muss Ihnen leider eine Absage erteilen.

Sie wollen nicht über Doping im Fußball sprechen?

Nein. Ich möchte mich dazu nicht mehr äußern.

Warum?

Damals hätte ich die Hilfe der Presse und der Öffentlichkeit gebraucht. Jetzt brauch ich sie nicht mehr.

Sie sind also noch immer tief enttäuscht, immerhin durften sie nach „Anpfiff“ nicht mehr im Nationalteam spielen und flüchteten in die Türkei.

Ach, wissen Sie, meine Mutter hat mich dazu erzogen, ehrlich und fleißig zu sein. Das war ich. Aber ich habe sehr wenig Rückendeckung bekommen damals.

Jetzt dürfte sich Peter Neururer ähnlich fühlen.

Nein, er kriegt ja Unterstützung von den Medien.

Aber nicht im Übermaß.

Ich verfolge das nicht mehr so sehr. Ich habe mit dem Kapitel abgeschlossen. Seitdem der DFB 1988 Dopingkontrollen eingeführt hat, ist die Sache geregelt.

Aber es wird im Schnitt nur in jedem dritten Spiel ein Fußballer getestet?

Das mag ja sein.

Sind Sie nicht der Meinung, das da etwas im Fußball aufgearbeitet werden sollte.

Ich bitte Sie: Drängen Sie mich nicht in eine Ecke.

INTERVIEW: MARKUS VÖLKER